Schön
sieht sie aus. Gesund. Ihre Auge blitzen. Geheimnisvoll. Ein wenig schalkhaft.
Kein Leid in ihr. Keine Schmerzen, die sie in diesem Moment quälen und
es beschwingt mich. Nichts mehr zwischen ihr und Malekin. Ich kann es sehen.
Wir gehen hinein und absolvieren die anstehenden Kniebeugen. Ich fühl mich
albern und mache mehr oder weniger angebrachte Witze. Katinka kichert und es
ist viel schöner als jeder Sonnenaufgang. Wir sitzen drinnen und reden,
albern. Die Welt ist perfekt. Hin und wieder nähert sich der Schattenmann,
aber ich ignoriere ihn weitgehend. Oder falsch. Er zwingt sich meiner Aufmerksamkeit
nicht auf. Heute sind fast alle gnädig mit mir. Aus meine Augenwinkeln
heraus sehe ich Thomasso ankommen. Er ist hier. Seit dem Malkavianer-Elysium
habe ich ihn nicht mehr (in echt) gesehen. Und mein Herz schlägt höher
vor Freude!
Katinka und ich eilen zu ihm. Schon fällt es mir auf. Schon wird es mir
bewusst. Antonio.
Thomasso steht unter Strom und ich sollte einen Bogen um ihn machen. Aber ich
möchte ihn so gerne halten. Ihn drücken für das, was er Katinka
geschrieben hat. Doch er schiebt mich von sich. Es fällt mir schwer, den
Stich, den ich dabei verspüre, mit meiner Vernunft zu besänftigen.
In seiner Nähe bin ich in Gefahr. Denn er hat... einen Mitesser, nicht
wahr?
Erinnere man mich daran, werde ich jemals sein wie sie. Dann werde ich niemals
- NIEMALS - diablerieren... (zumindest niemanden, den du nicht aus ganzem Herzen
liebst, hm?) Hat man nur Ärger mit.
Er spricht mit Josefa, er räuspert sich und mir stellt es die Nackenhaare
hoch. Die beiden verschwinden nach draußen. Ich bin hektisch.
"Er hat sich geräuspert!" mache ich Katinka eindringlich klar.
"Er hat sich geräuspert, ich hab's genau gehört! Genau hab ich's
gehört!" Ich erkenn' das doch. Wenn Thomasso sich räuspert, kommt
Antonio. Und er ist mit Josefa allein. Sie versteht was ich meine und wir huschen
flugs raus. Krell. Georges. Josefa. Katinka und ich um den Giovanni.
5 Freunde das sind wir.
Stein. Ins Wasser fällt ein Stein. Wasser. Ein See. Spiegel die zerbrechen.
Ein Raum. Wieder Steine. Was soll das?
Alles verstehe ich nicht. Wir ziehen uns zurück. Dorthin, wo es ruhiger
ist. Allein. Absprachen mit Leuten die Bescheid wissen müssen. Sollen.
Und dann geht's schon los.
Josefa
geht in Thomasso und wir folgen gebannt.
Irgendwann hat sich Antonio in Thomasso geregt. Hat sich aufgelehnt in seinem
Gefängnis, um das zu tun, was er schon immer am Besten konnte. Die Kontrolle
haben. Und irgendwann sah Thomasso der Verrückten zu tief in die Augen
- und Antonio kroch hervor. So sollte nicht jeder sehen dürfen, dessen
er nicht gewachsen ist. Thomassos Körper nicht mehr als ein Gefäß.
Er? Knapp unter der Wasseroberfläche. Alles sehend. Nicht handlungsfähig.
Zurück durch ein Labyrinth, zurück durch die zerbrochenen Spiegel,
zurück durch das Wasser... Die Wasseroberfläche durchbrechend, aufsteigend,
zurück zum Anfang. Zurück in sein Zimmer. Dort, wo er sicher ist.
Dort, wo er allein ist. Die Türe, hinter der Antonio lauert. Schließen.
Geschlossen. Verschlossen. Den Schlüssel weggeworfen und den Zugang vermauert.
Auf dass niemals mehr jemand dieses Tor öffnen könne.
Obwohl ich nur dabei sitze. Zieht es an mir. Meine Hände liegen auf seinen
und ich spüre, wie Wärme aus mir hinaus in ihn hinein fließt.
Ihm einen Grund mehr gebend zurückzukehren. Alles was ich geben kann.
Dann darf ich ihn endlich umarmen. Stürmisch. Er lacht beinah verlegen
und dann halten wir uns und es ist gut. Thomasso ist zurück. Jetzt ist
meine Welt wirklich perfekt.
Thomasso ist wieder Thomasso.
Die Ordnung in Malekin hat sich wieder gefunden.
Der Malfeis schenkt mir keine schlechten Träume.
Sogar Gregor lies sich dazu hinreißen, mir zu erklären, dass er das
Band zwischen Katinka und mir respektieren würde.
WOW!
So leicht. So unbeschwert. Glück. Wie beim Sonnenaufgang. Alles so wie
es sein soll... Sterben mit der Gewissheit, dass nun alles gut wäre. Ich
könnte weinen... Weil sich Lasten von meinen Schultern lösen.
Thomasso greift in seine Jacke und zieht eine Dose Red Bull hervor. Wie lieb
von ihm!
Ich strahle dümmlich und umarme ihn gleich noch mal. Er denkt an mich.
Macht mir eine Freude.
"Genieße sie, es könnte die letzte sein!" flüstert
er mir ins Ohr, während ich ihn überglücklich drücke.