"Sagen sie, kennen sie einen Herrn Kantner?"
Und mit dieser Fragen nimmt er mir so völlig jeden Wind aus den Segeln und ich stehe da wie vorm leeren Weihnachtsbaum.
"Wen?", fiepe ich.
"Herrn Kantner, wenn er mit mir spricht... bekomme ich... auch immer... so... Kopfschmerzen..."
Kann nichts sagen. Will nicht lügen. Was nun? Was tun? Panik. Ich sollte aufgeben. Egal. Trink ich halt nichts. Wenn ich's nicht bring, bin ich selbst schuld. Oder? (Aber in dir giert's, nicht wahr?)
Er erklärt mir sehr bestimmend, dass es wohl doch die beste Idee wäre, dass Auto selbst anzusehen und ich habe dem nichts entgegen zu setzten. Was er wohl sagen wird, wenn ich ihm kein Auto zeigen kann, das nicht mehr funktioniert.
Ich bin frustriert.
Ich bin zu unfähig mich selbstständig zu ernähren.
Ich bin dazu verdammt, den Rest meines... oh Gott... wie lange dauert eigentlich die Ewigkeit?... untoten Lebens aus PLASTIKbeuteln zu trinken.
Könnt ich heulen, könnt ich heulen. Ich bin so...............
Er schiebt mich aus seiner Wohnung, ich füge mich wie eine Puppe... und dann? Dann rieche ich es - Angst.
Mein Kopf wirbelt herum, ganz von selbst. Wie in Zeitlupe, sehe ich, wie er zurückweicht... Sein Gesicht... Darin spiegelt sich, was er fühlt... in seinen Augen... Augen die Spiegel der Seele... nein? Noch bevor er es tut, weiß ich , dass er die Türe hinter mir zuschlagen will. Er will mich aussperren.... Weil er sich fürchtet. In mir lacht es. Unendlich langsam, als hätte ich alle Zeit der Welt, stelle ich einen Fuß in die Türe, die kracht dagegen und er versucht sie zu zu drücken. Ich bade in diesem Gefühl in mir. Meine Hand schiebt sich nach drinnen und kratzt langsam und zärtlich über das Holz.
"Hast du Angst?", flüstre ich. Ich weiß, dass es so ist. Ich fühle es. Ich kann es lesen. Durch die Holzwand hindurch und es erfüllt mich. Er erzählt etwas von wegen, es wäre wohl besser wenn ich jetzt ginge. Aber ich denk nicht im Traum daran. Kann mich gar nicht entscheiden, was mir besser gefällt. Durch die Türe zu gehen, splitterndes Holz, das meine Körper liebkost und mich an ihm zu heilen. Oder nur hier zu stehen und den Geruch zu lesen. Mir vorzustellen, wie es in seinem Kopf tickert. Die Schwingung in seiner Stimme ist Musik für mich. Lass mich rein.
Resignation. Ich weiß nicht, ob es lange war oder kurz, aber schließlich gibt er nach und lässt mich wieder ein.
Sichtbar gestresst. Mir ist es scheissegal, was er denkt. Ob er mich für verrückt hält. Was absurd ist oder nicht. Er murmelt etwas von etwas trinken und geht zum Spiritousenschrank. Ich lächle nur und nicke. Sehe ihn mit ganz anderen Augen. Alles um mich herum vergessend. Ich weiß, was ich will, ich kenne mein Ziel. Als er sich vorbeugt, um die Getränke auf den Tisch zu stellen, nehme ich, was mir gehört.
Ich blinzel.

Der Mann liegt auf dem Boden. Habe ich getötet? Kurze Panik. Nein. Ich war brav. Hab aufgehört. Katinka und Thomasso stehen da und sehen mich so an. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen. Was würde ich jetzt mit dem Mann machen, wenn ich allein wäre? Der würde doch glatt zu Polizei rennen und von der Verrückten erzählen die ihn des nachts heimgesucht hat, und ich hätte die erste Regel gebrochen.
Keine heldenhafte Vorstellung von mir, und ich verstehe, dass ich lernen muss.
Thomasso korrigiert meine Fehler, ich beobachte ihn. Aufmerksam. Aufnehmend. Lernend. Noch immer ist ein Teil von mir vergnügt. Zufrieden.
Noch immer ist ein Teil von mir geplagt. Frustriert.
Töten wäre der einfachere Weg...
Aber der einfache Weg ist nicht immer der beste...
Da tut sich ein Hoffnungsschimmer in mir auf.
Man muss das ganze doch perfektionieren können...nein?

Aufnahme

Entlassung