Er muss wohl schon älter sein, dennoch unterhält er sich mit mir Kind wie mit einem Gleichrangigen und das macht ihn sympathisch. Er lässt mich etwas teilhaben, an der Geschichte der Nosferatu, seinen Gedanken zu der hiesigen Domäne, warum er sich dennoch immer wieder mal hier einfindet und ich höre ihm aufmerksam zu. Wissen ist Macht. Seine Stimme krächzt. Er röchelt und es scheint, als wäre es schmerzhaft für ihn zu sprechen. Doch seine Worte sind von Charme und Witz geprägt. Ein Täuscher-Buch. Aber ein gutes.
Di Arezzo, Freisinger Prinzregent und der heutige Gastgeber verscheucht Deibelstein von seinem Platz. Mag er ihn nicht? Um einen Disput zu vermeiden lade ich meinen Gesprächspartner an den von den Malkavianer besetzten Tisch ein. Was wohl die Toris dazu sagen, sich den Tisch mit einem Stinker zu teilen? Er sagt zu und irgendwie überrascht mich seine Offenheit. Ich lerne. Bucheinband lesen reicht nicht für Kritik.
Schlayer betritt den Raum und ich bemerke ein Lächeln auf meinen Lippen. Ich freue mich ihn zu sehen. Er rauscht an mir vorbei, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Na ja. Schlayer halt. Aber da ich heute schon so frei bin, und mich auch so fühl, schäle ich mich ein weiteres mal aus meinem Stuhl und stelle ihm nach. Sozusagen. Ich weiß ja, dass er für einen gewissen Witz zu haben ist, strecke ihm mein Handgelenk entgegen und lächle ihn an.
"Na ? Heute keine Pulskontrolle Herr Schleier?" Und meine Augen blitzen schelmisch.
"Also hör mal..." Sagt er. " Ich war ja nu fast dabei!"
"Wie. Fast dabei?"
Der Schlayer nuschelt, winkt ab und ich spreche aus, bevor mir klar wird, wie recht ich damit hab.
"Nanu, heute so salopp, Herr Schlayer?"
" Jetzt fängst du auch noch an? Was habt ihr denn alle!" Motz er, rollt die Augen und ich kann es nicht glauben. Wo ist DER Oberst Schlayer? [Verrückt?]
Wer zum Teufel hat ihm den Besenstil aus dem Arsch gezogen? Ich muss mich tatsächlich fragen, ob es an meiner veränderten Wahrnehmung der Dinge liegt, oder an ihm. Er trägt seinen Staubmantel nicht, er ist unrasiert und seine Sonnenbrille sitzt schief. Drogen?
Ich bin irritiert.

In seiner Nähe bleibend, lausche ich seinen Gesprächen, mit dieser... welcher Clan auch immer... aus Innsbruck. Ich lese in ihrem Gesicht, dass auch sie seine Veränderung wahrnimmt. Also bin nicht ich es, die sich gedreht hat. So so.
Später spreche ich sie darauf an. Aber mehr als, dass ich von nem echt krassen Clan bin, erfahre ich nicht von ihr. Zum erstenmal heute Abend sehe ich mich beunruhigt.
Ich steige die Treppen hinauf, um die Dinge von oben zu betrachten, aber mit dem Ergebnis bin ich nicht zufrieden. Solange man drin steht, bekommt man keinen Überblick. Also verlasse ich die Räumlichkeiten und stelle mich hinter den Spiegel... ach was... Die Fensterscheibe mein ich.
Shakana, ich hab's vergessen, wibbelt und zappelt. Ich sehe ihr bestimmt 15 Minuten zu. Keinen halben Meter von ihr entfernt, aber draußen. Sie tut das schon den ganzen Abend. Zappeln und sich an nichts erinnern.
Auch dieses Treffen ist nur ein Buch und ich bemerke nach und nach, dass jemand zwischen den Zeilen geschrieben hat... Aber es fehlt noch an... an... Nachdruck meinerseits zu lesen?
Ich bin unzufrieden.
Auf dem Weg nach drinnen unterhalte ich mich noch - mal eben - mit Ponte und einem aus dem Innsbrucker Phönix-Legat über Sabbath und Jäger und haste nicht gesehen. Alles verändert sich.
Katinka erzähle ich später, was ich gelesen habe und ich stelle fest, dass wir ähnlicher Meinung sind. Shakanas Augen leuchten so schön, wenn man das Wort Sabbath ausspricht. Wollen wir ein Spiel draus machen? Licht an Licht aus Licht an? Sabbath Sabbath Sabbath.
Warum wir nur lachen und nicht weiter nachfragen? Vielleicht, weil man niemanden aufgrund einiger Kleinigkeiten beschuldigen sollte...
Dennoch. Beide riechen wir Ärger und wieder wird mir bewusst. Jetzt bin ich zwar tot, aber noch immer wehrlos. Nein?

[One woman on a lonely platform
One case sitting by her side.
Two eyes staring cold and silent
Show fear as she turns to hide.... she fade to grey....fade to grey

Aufnahme

Entlassung