29.11.03
Kokain

Es war ein absurder Abend. Bemerkenswert absurd. Katinka und ich waren von einer... Wir nannten es ' unangebrachten Albernheit' erfasst. In Anbetracht dass Bremen gerade von den Setiten übernommen worden war, Berlin von den freien Gangrel und der Sabbath hier in München tat wozu er Lust hatte...gab es wirklich keine greifbaren Grund um über alles und jeden zu kichern wie die Kinder. Doch wir kicherten.
Ein Guhl von dem Erschaffer des Abtes war anwesend. Beunruhigend freundlich und locker. Etwas das Katinka und mich hätte beunruhigen sollte. Doch wir kicherten.
Malekin der augenscheinlich freundlichst lächelte sah den Guhl nicht. Wollte ihn nicht sehen, weiß der Teufel. Er erklärte mir, dass ich ihn sehen würde, wäre der Beweis dafür, dass mein Verstand langsam versage...oder sich verändere. Er wollte mir unbedingt erklären, dass diese Sache zwischen uns drei... Ein Spiel sei. Und das ich spielen würde, ob ich wollte oder nicht. Aber dumm bin ich nicht und war ich nicht. Man kann Dinge so nennen, oder auch anders... sie bleiben was sie sind. Dennoch macht es einen Unterschied für jeden selbst. Man muss der kindlichen Kaiserin den Namen geben, den man selbst für sie hat. Egal.
Jedenfalls war ich ziemlich trotzig. Es amüsierte ihn, aber mir war das egal. Sollte er ruhig lachen über mich. Trotzig halt. Schließlich stand Katinka noch da und Malfeis kam hinzu. Und Malfeis fragte uns, wann Katinka ihn besuchen käme. Und er fragte, wann ich bereit wäre. Und ich....weiß nicht ob es an dem Abend lag, an meiner unangebrachten Heiterkeit... meinem Trotz... oder schlichtem Größenwahn... aber ich sagte ihm, ich würde bereiter nicht werden, als ich jetzt sei. Und das überaus beunruhigende daran war. Es war die Wahrheit.
Ich erinnere mich gut an jenen Abend. Der Abend nachdem wir den Schneemann getötet hatten. Wir standen vor dem Spiegel. Meine Mutter, Malfeis und ich.
Malfeis stellte mir eine Frage. Eine Frage die mir bekannt vorkam, weil sie mir nicht zum ersten Mal gestellt wurde.
Er fragte mich, wie mein erstes Blut geschmeckt hätte. Wahnsinn.
Ich wusste nicht worauf er raus wollte. Nur Katinka wurde immer ruhiger. Trauer Angst Zorn? Ja.
Es war der Abend, als er mir sagte, dass es sein Blut gewesen sei, dass mich ins Unleben zurückgebracht hatte.
Ich wollt's nicht haben. Ich wollt's nicht wissen. War wütend auf ihn... auf Katinka... traurig. Widerwärtigkeit. Die Vorstellung, dass nicht sie mich... geküsst... hatte. Ich beschloss es zu vergessen. Meine Mutter war was ich liebte und ist was ich liebe... nichts mehr zählt.

  An jenem Abend jedenfalls, lies Malfeis mich wissen, er würde auf mich warten, wenn ich bereit wäre mit ihm zu reden, in seiner Residenz. Ich war mir sicher niemals bereit genug zu sein.
Das stimmte auch gestern noch... mein Blickwinkel hat sich nur geändert. Wirklich bereit ihn zu besuchen war und bin ich nicht... aber bereiter werd ich nimmermehr. Und ich....... bin.... neugierig.
Und... Katinka und ich... kicherten auch danach.
Wir kicherten, als Frau Dulac mich in den Status eines Neonaten erhob - mich damit freisprach, Malekin Katinka zum Kind degradierte und sie obendrein in die Obhut von Georges gab.
Setiten hinterließen uns eine Nachricht... nein... sie hinterließen den Tremere eine Nachricht. Ein überaus gruseliger Vorfall und mir war kurzfristig sehr kalt geworden. Aber selbst danach wollte bei Katinka und mir keine echte Ernsthaftigkeit einsetzten. Es war wie ein Film, alle um uns herum waren nicht richtig echt. Irgendwie.
Das seine dazu, trug ein gewisser Herr Lavelle. Katinka und ich vermuteten, er wäre von der PR-Abteilung von Haus und Clan Tremere. Er war unpassend angenehm.
Schließlich beleidigte Herr Copperpot noch den Prinzen und entfleuchte.
Mir war vage bewusst, dass alles ein wenig an Kontrolle verloren hatte hier. Aber zum einen hätte ich... als Stellvertretende Hüterin des Elysiums (Warum hat er das getan?) daran nicht wirklich etwas ändern können und zum anderen war ich ja nicht mal in der Lage, etwaige Elysiumsbrüche wahrzunehmen. Keine Hände keine Kekse.
Herr Copperpot wurde von den Gelehrten in einem etwas indifferenten Zustand zurückgebracht. Und der Kupferkessel sprach zu Taran, der Josefa hieß... nein heißt.
'Die Wurzel allen Übels, beschwörst du herauf, wie du handelst und tust, in deinem Inneren...'
Später spricht er noch von einer Mondseele, die hier in München sei und einem gewissen Professor Abraham. Der für ihn die Mondseele entdeckt hatte. Aber ich machte mir Sorgen über andere Worte. Josefa, wäre nicht wirklich Josefa. So wie Krell nicht wirklich Krell gewesen war und von Roelfs nicht wirklich von Roelfs.
Und ich konnte diese Sorge auch in Josefas Augen lesen... ohne ihr in die Augen sehen zu müssen.
Ich bot ihr an, ihren Tod zu betrachten, um uns zu vergewissern, dass sie keine Kopie von sich wäre. In der Sekunde, in der ich ihr das Angebot machte, zogen die ersten Krähen auf. Unsere Krähen, nicht die von Tiberius oder Isa.
Sie saßen auf den Dächern und Stromleitungen, auf den Fenstersimsen, bis vieles... schwarz zu werden begann... und sie warteten.
Entlassung
Aufnahme