Kurz bevor wir beginnen wollten, klang Lärm vom Elysium zu uns, das obere Stockwerk. Und ob der Pflicht die mir... Malfeis auferlegt hatte, eilte ich nach oben.
Herr Sakebi hatte, aus welchem Grund auch immer, den persönlichen Guhl von Josefa bös zusammenfallen lassen.
Und ich war so böse auf ihn. Nicht weil er das Elysium gebrochen hatte, sondern weil er einen schwachen Menschen einfach so weg machte als wäre er nichts wert. UND ich war böse, weil er das Elysium gebrochen hatte... und ich ihn nicht wirklich dazu bewegen könnte, es zukünftig nicht zu tun. Josefa faltete den japanischen Ventrue zusammen... und ich... ich starrte ihn überaus vorwurfsvoll an.
Offensichtlich Vorwurfsvoll genug, den er entschuldigte sich... ausgiebig.
Es verging nicht viel Zeit, dann erschien ER zum zweiten Mal an jenem Abend. Und es war ganz fürchterlich. Die versammelte Gemeinschaft von Kainiten schwieg, als er jene nach vorne zitierte, die das Elysium gebrochen hatten. So viele. Und ich hatte es nicht wahrgenommen. Er verwarnte sie. Was weit mehr bedeutet, als ich hier mit Worten beschreiben könnte.
Danach verschwand er - augenscheinlich.
Denn auch wenn sein Körper durch die Türe nach draußen verschwunden war, konnte ich ihn... fühlen. Wurde ich seiner Anwesenheit gewahr. So wie man weiß, dass man krank wird, obwohl man weder fiebert noch hustet. Seine Präsenz war für mich fast greifbar. Er war da und er würde alles sehen und wenn er noch jemanden finden würde, der sich nicht an die Spielregeln hielt...
Und ich wusste es. Keine Ahnung... Gewissheit.
Es war nicht diese Gefühl, als würde er mir in den Nacken starren, das mich sicher sein lies, er war anwesend. Er war..... der Raum um mich herum. Er war die Luft die mich umgab. Und
Ich.
Atme.
Ihn.
Ich bin der Auserwählte in der Matrix.
Ich habe Fieber. Fever. Heiß.
Meine Aufmerksamkeit gilt den Kainiten um mich herum. Ich. Lese. Jedes. Buch. Ich kann es lesen. Sie lesen. Jede Sprache. Ich höre Katinkas Gedanken wie Worte und es ist richtig so. Warum die ewig lange Zeit warten, bis sich jeder einzelne Buchstabe über die Nerven hinweg zu ihrem Kehlkopf gepflanzt hat, damit irgendwann mal Schall über ihre Lippen dringt.
Ich bin vergiftet. Ich bin ich und die Auserwählte nicht zwei geteilt sondern eins. Ich brenne und das lässt mich kalt.

  Andere Kainiten laufen an mir vorbei und es ist kurzweilig interessant. Oder nein, es ist... Mehr die Hoffnung... nein... die Möglichkeit sie könnten interessant sein... die mich hinterher blicken lassen. Mit den Augen. Den Kopf zu drehen ist es nicht wert. Dennoch gehe ich ein paar Schritte um zu sehen, ob sich die Welt um meinen Löffel biegt.
Ich bin ich und ich bin krank. Alle alle meine Bücher. Ich kann alle meine Bücher sehen und ich kann sie ineinanderstapeln vereinen. Jeden Buchstaben mit dem nächsten bis nur noch schwarze Seiten überbleiben und selbst die kann ich lesen. Ohne Schwierigkeit. Und das ist so berauschend, weil ich das noch nie konnte, weil ich nicht mal... nicht annähernd so viele Bücher gesehen habe. Geschweige denn, mehr als drei oder vier zur gleichen Zeit lesen. Es hätte mir den Kopf gesprengt. Anna ist das Kind vor dem Weihnachtsbaum und bekommt jedes Geschenk, dass sie schon immer wollte und sie will vor Freude und Faszination lachen und tanzen. Anna ist der Weihnachtsmann.
Ich lasse Malekin, die vor mir steht zurück und wandle durch den Raum... oder ich will wandeln und der Raum ist es, der sich beugt, damit ich dort stehen kann, wo ich stehen will. Es macht keinen Unterschied.
Ich glühe. Tausend Dinge gleichzeitig. Ich will hysterisch kichern, weil ich keine Worte habe und dieses Gefühl auszudrücken, das mich durchfließt, besitzt, ich besitze... nein bin... das Wissen, das mich keiner der anderen verstehen würde. Ich existiere gleichzeitig. Lachend weinend. Verzweifelnd. Lesend. Verstehend. Kreischend. Ich lege alle Farben übereinander und bin weiß und Anna steht im Raum und man sieht ihr kaum an, dass sie Innen größer ist als außen... dass sie mehr ist als der Raum und alle jene in ihrer Nähe nicht mehr sind, als die Möglichkeit vielleicht interessant zu sein.
Berauscht. Ja berauscht. Ich langweile mich. Nichts. Interessantes. Hier.
Dann macht jemand das Licht aus und ich steh im Dunkeln. Mit meinem Buch. Es heißt Leere. Und ich habe eine Sekunde die blanke Panik, weil meine Bücher weg sind. Die Anderen. Die vielen. Weil ich sie nicht mehr alle sehe. Ja, weil es mich anstrengt, nur ein Bruchteil wieder zu entdecken, dabei weiß ich doch, sie sind da.! Ich hab sie gesehen! Gelesen! Es sind MEINE Bücher. Ein Gefühl von Gier kriecht in mir hoch und das ist so widerwärtig, dass ich es auf der Stelle vergesse und mich setze. Und mich wundere. Ich fühl mich .... Verbraucht.
Entlassung
Aufnahme