Ich bin tot.
Ich bin Malekin.
Die Welt um mich herum hat sich verändert und ich bin zu dem geworden, was ich immer war.
Doch die Veränderung ist noch nicht abgeschlossen. Noch fühle ich einen flüchtigen Rest von Katinka in mir. Ich halte sie fest für den kurzen Rest der Nacht.
Dummes Mädchen! Halte dich an mir fest und schreib auf, was geschehen ist, bevor du dich in der Dunkelheit auflöst und für immer fort bist.


04.03.97, 20:00
Was geschieht? Ich habe einen Spaziergang gemacht...
Ist es Zufall, daß mir Gräfin Maria begegnet ist? Sie nimmt mich mit zu Malekins Wohnung, es ist gar nicht mehr weit. Trotzdem bin ich völlig außer Atem. Und dann noch Treppen. So viele Stufen... so viele Vampire. Wieso sind so viele Vampire hier? Nur du und ich, hat er geschrieben.
Malekin ist hier, aber er ist nicht anwesend. Er bemalt die Wand. Ich will nicht hinsehen.
Die ganze Wohnung ist voller Vampire. Sie trinken Blut aus dem Kühlschrank und benehmen sich auch sonst wie ganz normale Partygäste. Ich verstehe. Es ist ein Scherz. Ich werde eine weitere Nacht lang für ihr Amüsement herhalten. Ich würde gerne aufstehen und gehen, aber mir fehlt die Kraft dazu. Elender Feigling.
Thomas und Lara sind hier (warum fehlt Louis?), und ein paar andere bekannte Gesichter aus dem Shockers. Und es werden immer mehr. Eine ganz normale Party. Warum sollten nicht auch Vampire Fasching feiern? Ein Fest, um böse Geister auszutreiben. Haha.
Die Gäste sind vollzählig, die Vorstellung beginnt. Was hat Malekin vor?
Das kann nicht sein! Schlimmer als der Alptraum von neulich: er bietet mich seinen Gästen an. Der Abend besteht aus einem Spiel, und ich bin der Preis. Wer gewinnt, darf mich behalten. Und dann behauptet er, er würde die Entscheidung mir überlassen. Was soll das? Er gibt mir sein Blut, er kommt zu mir und verwandelt mein Zimmer in ein Kunstwerk, er schmückt seine Wand mit diesem unglaublich schönen Gemälde, und dann sagt er, ich bräuchte mehr
Zeit und mehr Informationen, um mich zu entscheiden? Was gibt es da für mich zu entscheiden?
Eine ganz gewöhnliche Party. Die Gräfin treibt höfliche Konversation mit mir, ohne wirklich etwas zu sagen, und versucht, mich zu überreden, das eisgekühlte Blut in ihrem Glas zu kosten. Ich habe noch nie fremdes Menschenblut geschmeckt, aber so anders als mein eigenes kann es doch nicht sein? Trotzdem schüttelt es mich schon bei dem Geruch. Ich kann das nicht!

Eine Frau sticht aus der Masse der Schwarzgekleideten hervor: rotes Hemd, Tücher, Ketten, klirrende Armreife, keine Schuhe... Und irgendwie ist sie immer in meiner Nähe. Sie spricht mich an, sie spricht von Sturmspaziergängen. Sie ist Tessa, die Gangrel, die Malekin beauftragt hat, mich zu bewachen. Es tröstet mich etwas, daß sie das scheinbar immer noch tut. Sie ist sehr überzeugt von Malekins guten Absichten (gibt es sowas bei Vampiren?). Ein weiteres Detail des Spiels, um die Spannung zu steigern?
Ich erfahre einiges über die Gangrel, ein Clan, den ich bisher noch nicht kennengelernt habe. Sie wirkt sympathisch. So offen und so wenig in das Intrigenspiel der anderen verwickelt. Vorsicht! Ich darf mich nicht einwickeln lassen. Aber warum eigentlich nicht. Malekin will mich nicht umarmen, und die Möglichkeit, einen anderen davon zu überzeugen, es zu tun, ist genauso reizlos wie sofort nach Hause zu gehen um mich zum letzten Mal ins Bett zu legen... Ich werde ihr Spiel mitspielen. Wer hat schon die Gelegenheit, seinen letzten Abend in Gesellschaft von Vampiren zu verbringen? Carpe noctem.
Und ich kann mich wirklich nicht beklagen, daß heute abend nichts geboten würde. Eine Malkavianerin ist angekommen (die erste außer Malekin - äußerlich haben sie nichts gemeinsam, aber es sieht aus, als wären sie auf einer Wellenlänge), zusammen mit zwei Frauen, die die anderen Schläferinnen nennen. Sie nimmt Malekin mit in das hintere Zimmer. Was geschieht dort? Anscheinend soll jeder einzeln in den Genuß kommen, das herauszufinden. Ich auch?
Thomas gesellt sich zu uns. Ich dachte, seit dem mißglückten Ritual hätte er alles Interesse an mir verloren.

Aufnahme

Entlassung