14.03.03 |
Fast
erschrecke ich selbst, weil Malekins Stimme so nach Vanderbilt klingt, aber
die überraschten Gesichter sind zu komisch. Ich muss lachen, und meine
Konzentration ist gebrochen. Die Maske fällt. Keiner scheint den Scherz besonders lustig zu finden. Vor allem nicht McConnor, der mittlerweile doch geduldet wird. Ich gehe zu Anna - wenigstens in ihrem Gesicht sehe ich die gewünschte Reaktion. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder schreien soll, sagt sie. Und recht hat sie. Das ist genau unsere Situation. Der Justikar hat die Blutjagd auf unseren Prinzen ausgerufen. Weil er diableriert hat. Weil er diableriert hat, ist er schrecklich mächtig. (Was präzise der Grund ist, warum alle die Diablerie für so abscheulich halten. Niemandem geht es um die Seele der Opfer.) Weil er schrecklich mächtig ist, ist er noch hier, und wird nicht ohne weiteres gehen. Wir aber müssen gegen ihn kämpfen. Weil der Justikar die Blutjagd auf ihn ausgerufen hat. Kein perfekt runder Teufelskreis, aber es kommt dem schon ziemlich nahe. Wie soll man da wissen, ob man lachen oder schreien soll? Wir wählen die dritte, immer anwendbare Alternative und reden über Politik. Tauschen Neuigkeiten von der Konklave aus und überlegen, was zu tun ist. Und Josefa lässt Herrn Krell als Wortführer gewähren. Das allein schon könnte den Abend interessant machen, aber Annas Kommentare, die mit wenigen Worten herrlich spitz auf den Punkt bringen, wie absurd/unsinnig/verlogen/typisch es ist, was wir sagen, machen das ganze auch noch richtig vergnüglich. Nicht mal die Tatsache, dass wir in ein Cafe umziehen, und zur Wahrung der Maskerade etwas konsumieren müssen, kann mir da noch die Laune verderben. Ich sitze zwischen Malekin und Malekin, lasse die Gespräche an mir vorbeiziehen, ignoriere den scheußlichen Geschmack der heißen Schokolade, und genieße die Perfektion des Augenblicks. Anna reißt mich aus meinen Gedanken. Sie will wissen, wie wir das gemacht haben, mit Vanderbilt. Ich versuche, ihr zu erklären, dass es nicht viel anders ist, als sich zu verdunkeln. Bloss... konzentrationsintensiver. Anstatt den anderen glauben zu machen, dass dort, wo man ist, einfach nichts ist, muss man ihn davon überzeugen, dass dort etwas ist, was nicht da ist. Und davon muss man ein relativ klares Bild haben, und aufrecht erhalten. Das ist das eigentlich schwierige daran. Ich glaube nicht, dass ich mich verständlich ausdrücke. Wahrscheinlich ist eine praktische Lektion besser. Geduld, mein Kind. Die Diskussion hat einen interessanten Punkt erreicht. Wer soll die Domäne in Zukunft führen? Das Thema Triumvirat schwebt im Raum. Drei Anführer statt einem. Schwingt da ein Hauch von Demokratie mit? Täte uns gut. Ich bin dafür, obwohl ich nicht glaube, dass es funktionieren wird. |
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