Unterwegs.
Allein im Auto über Land.
Die Realität entgleitet mir und schwindet, während die Landschaft
im schwindenden Licht des nie gesehenen Tages an mir vorüber gleitet.
Ein kerzenheller TRaum. Das Licht malt schwarze Schattenstreifen an die Wände.
Hänsel und Gretel sind da. Er ist verzweifelt, und sie will die Hexe nicht
in den Ofen stossen. Kein Wunder, denn sie muss sich um Fundevogel kümmern.
Warum erzählt Hänsel ihr nicht von den Brotkrumen? Statt dessen verschenkt
er sein weisse Kätzchen, das verängstigt in einer Ecke hockt. Oder
ist es eine Prinzessin?
Daneben steht die Hexe. Sie trägt Rapunzels Haar.
Malekin ist hier. So nah bei mir, dass die Grenzen zwischen uns verschwimmen.
Ein Wolf tritt aus dem Gebüsch, und an seiner Seite... Dunkelheit. Beides
erschreckt Fundevogel, und Schwesterchen muss ihn wieder trösten, während
Brüderchen dem ganzen kopfschüttelnd zusieht und sich überlegt,
aus welchem Brünnlein er als nächstes trinkt.
Alle zusammen tanzen sie einen herrlich bunten Ringelreihen, und ich lache und
will mittanzen, mit allen, mit Malekin. Doch die Dunkelheit kommt dazwischen.
Sie nimmt mich bei der kalten Hand, wirbelt mich herum, lässt mich los,
und ich bleibe allein inmitten der Tanzfläche, umringt von allen, und sie
starren mich staunend an.
Malekin sieht mich an, und er staunt nicht. Er zürnt.
Mir?
Die Hexe sieht mich an, und sie staunt nicht. Sie verabscheut.
Mich?
Gretel sieht mich an, und sie staunt nicht. Sie fürchtet.
Um mich?
Die Prinzessin, das Kätzchen sieht mich an, und es staunt nicht. Es...
liebt?
Malekin. Sieht mich an. Sieht die Hexe an. Lässt einen Tropfen rot wie
Blut auf ihre Lippen weiss wie Schnee fallen, und ihre Augen sind schwarz wie
Ebenholz, als sich Dunkelheit darin spiegelt.
Dunkelheit deutet auf mich. Dunkelheit um mich, in Fetzen hängt sie an
mir, Streifen schwarz wie Ebenholz.
Malekin sieht mich an. Umarmt mich. Lächelt. Ein Kuss. Eine Erlösung.
Eine Lösung? Auslöschung?
Sein Arm um meine Schultern,
seine Zähne in meinem Hals, mein Blut auf seinen Lippen.
Sie sehen mich an, reglos, gefangen hinter der Scheibe eines Spiegels. Nur
in eine Richtung durchlässig. Ausser in dem Moment des...
Ein Unwetter zieht auf. Schwarze Wolkenstreifen sind über den Himmel
gekrochen und haben die letzten Reste von Grau verschlungen. Mitten im nichts
am Rand der dunklen Landstrasse steht ein einsames Auto. Sieht aus wie meines...
Mein Herz schlägt. Ich ringe nach Luft. Bin mir der Kälte meiner
Glieder bewußt. Ist das Blut in meinem Mund? Mein? Eigenes? Blut? Nie
wieder?
Bin ich tot?