Heilen kann Dich nur der Tod. Platitüden! Dummheit! Der Tod heilt nichts! Wenn ein Mensch stirbt, stirbt ein Universum. Und Du, Malfeis, Du weißt das doch besser als die meisten von uns. Du. Weißt.

Montag, 29.11.96
Bleibe den Elysien fern. Studiere.
Was wird der Schwindsüchtigen widerfahren?
Ach Saulot, wären Deine Kinder hier, würden sie sie heilen?
Saulot. Die Worte Saulots. Studieren. Ja.

Dienstag, 30.11.96
Immer wieder verblüffend, daß ein Toter Kopfschmerzen hat. Und kein bißchen klüger geworden. Und ich lerne erst noch! Schlimmer als jede Zen-Kiste, soviel ist sicher.
Außerdem durstig, Zeit, eine Nacht freizunehmen und in den Gräbern zu schmatzen.

Mein Freund Malfeis, was hast Du vor? Ich könnte Maria löchern, aber Ventrue sind nicht mein Ding. Man könnte meinen sie wären gepfählt und glücklich darüber. Also, keine Audienz bei der Gräfin.
Trotzdem, besser ist es über Malfeis informiert zu sein. Die Schwindsüchtige also.
Eigentlich erbärmlich, daß ich sie mit dem Taxi verfolgen mußte. Schöner Vampir, Malekin.
Doch jetzt zahlt es sich aus und wie es der Zufall will, macht sie sich auf den Weg. Ein später Einkauf. Single. Dosensuppe. Tiefkühlpizza. Dosenpfirsich. Und etwas fürs Gemüt. Schokolade. Die Teure. Ein heimlicher Blick auf die Cover der Magazine für die moderne Frau, aber nein, doch lieber der National Geographic mit einem Bericht über Begräbnisriten der Inka. That's the spirit.

Ich habe sie verloren. Noch mal. Ich habe eine Sterbliche in einem Supermarkt verloren. Bin ich verrückt oder was? Kühltheke. Nein. Kasse. Nada. Haushaltswaren. Zip.
Auspex hilft nix. Hölle und Teufel.

[Eindruck: Malekin zögert hier beim Schreiben. Obwohl ein Computertext, spürt Katinka das Innehalten der Finger über der Tastatur. Lange.]

Mittwoch, 1.12.96
Keiner hat's gesehen, keiner wird's verraten. Gut, sie ist mir entwischt. Hexe.
Achtung jetzt. Hier ist ein Gedanke. Ist sie eine Erwachte?
Vorsichtig jetzt, ganz vorsichtig. Nur kein Streß mit den Hermetikern.
Zeit für einen Spaziergang. Der Nebel ist dicht und lädt mich ein. Einsame Auen entlang des Flusses. Ich schließe meine Augen und lasse mich vom Nebel führen. Fühle den feuchten Boden unter meine Füßen. Spüre die fasrige Berührung der Äste in meinem Gesicht. Erwarte die Dementatio und sie kommt. Der Nebel dehnt sich.

[Eindruck: Zweifel steigen auf. Eine klare Furcht, gepaart mit Erwartung. Was wenn? Was wenn? Spitze Zähne kauen gedankenverloren auf der Unterlippe. Punktieren sie schließlich. Als der erste Blutstropfen das 'V' der Tastatur trifft, ist der Gedanke bereits wieder verloren. Verloren worden?]

Mittwoch, 1.12.96, später
Was geschieht? Oh, die Dementatio, sicherlich. Im Nebel sah ich die Schlangen, sah die Machenschaften der Herzlosen. Hörte Malekins Flüstern von Krokodilopolis und den Mouche volantes. Aber das ist es nicht, was mich irritiert.
Nach allem was ich weiß, sollte ich der Verrückte sein. Aber falsch gedacht, denn ich bin nicht bei Nacht und Nebel über die Brücke gerast, das Gaspedal bis zum Asphalt durchgedrückt. Sie hätte mich töten können!

Hätte sie nicht. Aber wenn ich auf Schmerz stehen würde, hätte ich Tzimisce werden können. Es besteht kein Zweifel, die Dementatio hat mich zu ihr geführt. Warum? Wir werden sehen.

Donnerstag, 2.12.96, 10:06
Da sitzen sie und tuscheln. Ihre Wangen sind gerötet, ihr Atem frisch, ihre Zunge leckt immer wieder nervös über ihre Lippen. Im Kreis der Toten ist die Siechende Königin. Fragen stellt sie und Antworten bekommt sie. Malfeis ist in Kontrolle, die Gräfin entzückt über das neue Spielzeug.

Aufnahme

Entlassung