Wieder einmal auf dem Weg.
Nach Innsbruck. Und wieder kommen wir aus der Klause. Ob ich auch dieses Mal einen Malkavianer beleidigen kann?
Tessa ist bei uns und ebnet uns ihren Weg. Seltsam, diese Gangrel? Ist sie überhaupt eine von uns? Nach den Wochen in der Klause genieße ich ihre Unabhängigkeit, ihre Freiheit. Ich bin Malekin und habe nichts dergleichen.

Mein Sire hat uns erwartet. Er hat Malekin Dinge erzählt. Hat ihr eine Aufgabe gegeben. Sie hatte Angst vor ihm und wer kann es ihr verübeln?
Dann ließ er sie gehen, ließ sie aufstehen vom Stuhl, der einst im EKT-Raum stand. Ob sie die Fixierungsvorrichtungen überhaupt bemerkt hat? Draußen wartet die Herde auf ihn, gute Freunde, deren Verlegung aus der Anstalt ich vor einiger Zeit veranlasst habe.
Die Türe schließt sich hinter ihr und unter der sanften Peitsche seiner Worte vergißt sie mich. Und Malekin lächelt und deutet auf den Stuhl. Ja, ich war schon lange nicht mehr hier, und er will sicherstellen, daß ich nichts vergesse. Und mich ein klein wenig bestrafen, für daß, was er ihr angetan hat.
Ich stelle fest, daß ich mich noch immer an vieles erinnere und höre mir beim Schreien zu. Interessant, welche Muster Strom in die Haut brennen kann.

Später. Viel später. Frau Linkmann hat um Rückruf gebeten. Ein interessantes Gespräch und Malekin und ich leisten uns einen kleinen Scherz mit ihr. Malekin kann so überzeugend sein.
Sie berichtet ein wenig von den politischen Geschehnissen in München. Ein Rat regiert. Ein bißchen zumindest. Sogar die Prinzenfrage wird gestellt, aber viel interessanter sind die Fragen, die Josefa aufwirft. Sie denkt weit und scharf. Ein Vergnügen, ihren Theorien zu lauschen. Wir werden uns in Innsbruck treffen.

Innsbruck? Ja bald sind wir dort. Ob die Toreador meine Nachricht bekommen hat? Ich bin zu neugierig, was wirklich dort geschehen ist. Ach, Agatha,

verehrte Agatha!

Uns ist ein seltsam Ding zugestoßen, von dem ich Euch berichten will - nein, berichten muß! Ich erbitte von Euch gnädigst die Geduld, diese Zeilen wohlgesonnen zu lesen!

Ich war mit Malekin in Regensburg, in der Klause St. Vitus zu Prüll, wo mein Erschaffer, Malekin, seine Domäne hat. Wir verweilten dort, um uns von den Wunden zu erholen, die uns der Sabbath schlug. Eines Abends schlenderten wir durch das Gewächshaus der Anlage und witterten den Duft der Rosen in der Luft. Ist Euch bewußt, daß unsere Sprache viele Qualitäten des Geschmacks unterscheiden kann, aber nicht des Geruchs, obwohl wir viel besser riechen denn schmecken können? Verzeiht, ich schweife ab. Mit einem Male ward Malekin ganz still und ihr Blick ging in die Ferne. Ich wußte, wie ihr ist, wir nennen dies Dementatio nocturna und es ist den Malekins zu eigen. Ein gar wundersamer Zustand. Dann tat sie ihren Mund auf und sprach folgende Worte aus dem Werke des Novalis:

"Rosenblüthchen, das gute Kind,
Ist geworden auf einmal blind,
Denkt, die Mutter sey Hyacinth,
Fällt ihm um den Hals geschwind;
Merkt sie aber das fremde Gesicht,
Denkt nur an, da erschrickt sie nicht,
Fährt, als merkte sie kein Wort,
Immer nur mit Küssen fort".

Und ihre Worte zogen auch mich in die Dementation. Mit gläsernem Splittern zerbrach das Gewächshaus in tausend Stücke. Ohne die Mauern aus Glas ward dieser Ort ein Rosengarten, doch jeder Schritt hier bedeutet Schmerz, denn die Wege sind gestreut mit Splitterglas. Alleine waren wir nicht mehr, denn graue Schatten wandelten zwischen den Sträuchern, gemahnend dem alten Isegrim der Sage. Lauernd schlichen sie, duckten sich und sprangen, um ihre Beute zu zerreißen.

Aufnahme

Entlassung