23.05.2003
Ein Konvoi setzt sich ab. Leider kein Begleitschutz, dafür Schleichfahrt.
Vanderbilt weiß sicherlich Bescheid. Natürlich. Aber es ist ja schön, dass wir wieder mit Nürnberg Kontakt aufnehmen. Neues Blut.
Der Sabbat? Kein Ping zu hören. Hoffen wir auf das Beste.

Die Landschaft hat noch keinen Mond. Und Katinka ist nicht bei mir. Anna ist es, und sie liest in den vorbeiziehenden Büchern ihrer Nacht.

Solange nicht mehr in Nürnberg. War ich es je? Vergeblich suche ich nach den Fetzen der Erinnerung. Doch da ist nur das Feuer im Himmel und glänzende Objekte im matten Licht der Lichtfinger. Behutsam tasten sie unter den Wolken nach den schwarzen Leibern, deren schwangere Bäuche sich trächtig öffnen, streicheln sie kurz und als ob das der Reiz wäre, gebären sie Blut und Asche über das Kindbett der schreienden Stadt.
Ich erwache wieder, und Anna blickt in mein Gesicht, in dem sich lang vergessner Rötschreck spiegeln muss, den Malekin einst fühlte.

Wie schön, wieder zurückzukehren in die nächtliche Stadt. Warum nicht schon früher? Ja, ich erinnere mich. Der Sabbat überrannte München auf Geheiß aus Mündleins Mund. Und er zerriss unsere Bande zu den Nachbarn. Und gab es ach so viel zu tun in den Jahren danach, sei es ein Kampf gegen die vergessenen Ghule vieler Herren, sei es die üble Spur der Setiten, sei es der Marsch der Gangrel gegen Gudd, sei es die Furcht der Jäger und so vieles mehr.

Doch obwohl der Sabbat droht und Herr Vanderbilt sein Spiel spielt und das Blut stiehlt, denkt Herr Krell etwas weiter. Und so ist es, dass wir auf dem Weg sind über eine mondlose Landschaft hin nach Nürnberg, hin zu Gerüchten eines Blutfiebers, einer gebrochenen Maskerade, einer Ehe zweier Alter. Oder nicht?
Und viel wichtiger noch. Für Anna. Anna. Log. Analog. Zum Hexalog. Analog zum Hexalog.
Ich vermisse Katinka.

Eine Tür öffnet sich nicht, denn wir sind früh. Pünktlich.
Ein Ghul. Thomas. Aber warum wollen Ghule nie ihren Namen nennen, wenn ich sie frage? Was ist an mir? Will ich mit spitzen Fingern in seinen Cortex greifen und ein wenig suchen, nein? Nein. Er ist höflich, kompetent, konsequent. Ein wenig kantneresk, kann man das sagen? Er hat seine Herrin verloren, verlegt, verlassen und steht nun da vor einer Türe, die er nicht öffnen darf und vor ihm steht ein böser Durst und doch, standhaft ist er, der Ghul.

 

Ich will beten, dass er seinen Winter wiederfindet und hoffe, dass die kalte Herrin sein in Furcht vereistes Lächeln zu schätzen weiß. Selten sind solche wie er.

Doch dann, des Prinzen Wort öffnet Tür und Tor und ich sehe mich in der Anwesenheit eines Alten, dessen Aura nicht des 'spex bedarf, um sie zu spüren. Es ist schön, sich in seinem Blick zu spiegeln, im Auge von Hagen von Meredich, Tremere, Prinz und...
Hier sind jene, die ich ihm bringe, McConnor, Reuther, Kramer, Malekin und Malekin und er gewährt uns seinen Schutz für eine Nacht.

Eine leere Nacht, wie es zuerst scheint.
Der Raum bleibt leer, und fast möchte ich glauben, dass Vanderbilt selbst schon eine Nacht vor uns hier war und es sich munden ließ.

Frau Stolzenfels vom Clan der Ventrue sucht ein Schloss, wenn ich sie recht verstehe. Es ist ja auch nur angemessen für die Könige und mit leisem Lächeln ent-pfehle ich ihr den Bayerischen Hof mit all den feinen Bewohnern, doch Herr McConnor soll sie aufklären, er kann es besser. Besser für Clan Ventrue wird es werden, denn nach des Schnitzlers Tod war der Boden doch recht gesalzen für diesen Clan und es wird Zeit, den Acker neu zu bestellen.

Ein kurzes Wort mit dem Sheriff, so soll es sein. Michael Alexian vom Clan Gangrel, doch einen Status hat er nicht. Vielleicht bin ich ja auch nur ich, aber was den Status in diesem unserem Haifischbecken betrifft, scheint es doch recht verschiedene Ansichten zu geben darüber ob man ihn hat, braucht oder gar einer Harpyie nennen soll, wenn sie höflich danach fragt. Oder will ich's nur nicht begreifen und habe es so lange missverstanden? Und haben mich alle gewähren lassen in meiner Blindheit, da ich ja ein Malkavianer bin und man mich nicht stören wollte in meinem Wahn? Hm. Nein, ich denke nicht. Doch will ich nochmals höflich sein und es der traurigen Toreador raten, es in anderen Städten so zu führen, wie ich es ihr vormachte. Ob mein Rat sie erreicht? Oder ob die Sorge um die Braut sie blind für meine Worte macht und taub für mein Lächeln?

Ich schweife ab. Herr Alexian berichtet mir von den Dingen der Domäne, vom Fieber welches uns dahin rafft und aus dem Labor des Herrn Schnitzler stammen soll. Als Gast, so rät er, sollte man nicht trinken von den Menschen dieser Stadt, und auch die Bewohner müssen sich an strenge Regeln halten.
Entlassung
Aufnahme