Es juckt mich etwas, mich mit dieser Krankheit zu infizieren, denn nichts spornt den Forschergeist so an wie ein gutes Stück kräftiger Panik, doch ich habe eine andere Aufgabe als dies. Vielleicht finde ich die Muße, mich dieser Faszination hinzugeben, wenn Malekin mich lässt. Und wie gerne würde ich einmal auf einem Elysium bedeutungsschwanger sagen: 'It's airborne!'
Dann warnt er noch vor dem Denkmal des Herrn Schiller, und dem Kreis aus Steinen hintendran. Doch dazu später. Zu spät.

Denn zunächst ist da Herr Kleeb. Ich kann sein Gehrin sehen und das muntere Leuchten falscher Pulse, das Tanzen der Ionen und Transmitter, das fröhliche Tic-Tac falscher Regelbahnen die das Tac fressen und den Tic spucken ins Gesicht der Umstehenden. Er fürchtet Malekin, weiß er doch vom Schmerz in der Klause St. Vitus zu Prüll. Er hört meinen Namen und den Namen des Abtes, und wohl habe ich meines Vaters Augen als er Tic.Tic.Tic. die Zeit bis zur eigenen Implosion im Wahn abzählt. Armer Andreas. Ich weiß. Ich verstehe. Ich erinnere mich.

Dann geschieht vieles. Eine Braut wird entführt, doch hat sie das Ja-Wort noch nicht gegeben? Oder doch? Oder sprach sie das Nein-Wort? Und der Graf von Dennewitz, Bräutigam, Tremere, er marschiert im stechendem Schritt von dannen, das Stechen in seiner Brust vielleicht sogar ein wahrer Abglanz in seinen Augen?
Es ist so schade, dass ich kaum mit ihm sprechen kann, dem Held von Waterloo, der mutig rückwärts ging wenn Marschall Vorwärts kam und dem dünnen Landsherrmann im dünnen Mantel der nicht ganz so blau war wie der der anderen was ja nicht wichtig ist denn am Ende war das blau ja rot getränkt und wahrlich most decisive, most decisive, most dement, most novel most noval most novalis most please leave.

Ja, Anna ist weg. Nicht so wie Katinka, das spüre ich.
Sie hat den Raum verlassen, ohne das Wort an mich zu richten. Weiß sie denn nicht was mit verirrten Kindern im Wald geschieht? Doch da sitzt sie, noch im Rahmen des Elysiums auf einer Bank im alten Hof. Sagte ihr der Ghul.
Es wird Zeit, mit ihr zu reden. Zu reden wie mit einem Kind, das sie nicht ist, nie war, denn sie war Anna Tot und danach Malekin und der Alte von Hvar ließ sie nie los. Dennoch rede ich wie ein Vater, der ich nicht bin, zu dem Kind, das sie nie war. Spreche von den Regeln der Gesellschaft und dem Kampf zweier Brujah die sich von dannen machen, um Annaklein mit den Scherben des Elysiums zurückzulassen. Dumme Lehre. Langweilig. Bräuchte zwei Brujah, um das anschaulich zu machen, aber es bleibt bei dem Gedanken.
Doch interessanter ist es, über die Diablerie zu sprechen.

  Wer sie begeht, so der Justicar, der muss bestraft werden, und das mit dem Tode, nein? Und jene, die dem blutigen Pariah helfen?
Ihm Briefe schreiben? Ja, sie weiß es.
Und sie erzählt. Dass sie Katinka alles sagen wollte. Dass sie Herrn Krell alles berichten wollte. Dass sie, das Kind, ihn, den großen Megalomanen, mit ehrlichen Worten locken und reizen wollte, auf dass er sich eine Blöße gäbe vor der Domäne.
Ich bin so stolz auf sie. Wahrlich eine Malekin, wahrlich Katinkas Blut.
Ich beruhige sie, denn Katinka wird nicht böse sein. Sie wird so stolz sein wie ich, denn ist dies doch der Grund, warum Katinka nicht jeden Schritt begleitet und nicht jede Schrift ausweidet. Sie weiß wie Anna ist und lässt sie sein, wenn auch das schwere Schwert beständig droht. Das der Camarilla, und das der Malekin, denn nur Malekin frissttrinkt seine Kinder, nein? Dennoch, es ist dies das Paradox, das gewahrt werden muß, und so ist es an mir, ihr von Katinka zu berichten, die tief unten in der Klause wartet, in der Kammer mit den schweren, nassen Wänden und den eisernen Rohren und den Apparaten, auf denen munter die alte Herde klettert und mit dürren Armen nach unten greift und wie jeher hier den Hebel umlegt, dort das Knöpflein drückt, bis ein munteres Summen den Raum erfüllt und der künstliche Blitz Farnkräuter auf unsere Haut zeichnet wenn Blut kocht und alte unnütze Organe im Kessel des Körpers kochend werden und Kammerwasser brodelt bis das Auge quillt und platzt und heiße Tränen blasig ihre Spuren auf unseren Wange ziehen, nein?
Unsere. Und so sage ich Dir nicht die ganze Wahrheit, Kind.

Und Anna sieht mich an, doch dieses geliebte Buch, ich las es leise schließen und genieße den roten Lidsaum ihrer Augen. Zeit für einen Spaziergang, ja?

Dennewitz sticht auf dem Wege vorbei, und Dawaresch folgt, und doch nicht. Ihre Schritte führen uns in den dunklen Park, doch folgen wir ihnen nicht, es ist ja nicht unsere Hochzeit. Stattdessen: Verirren auf den grauen Wegen. Anna zeigt mir Dinge, Tore, Wolkenbäume mit zweischneidigen, zweiseitigen Blättern und sie erzählt von Katinkas Brotkrumen. Wie sollen wir ohne sie herausfinden? Ich verliere mich in der Eindämmung meiner Wahrnehmung.

Anna bringt mich zurück.
Ins Elysium.
Viele Gespräche warten, mit den Ventrues, mit jener traurigen Toreador, mit Herrn Kleeb der Zicke tickt und es will mir scheinen, als wäre nicht jeder Tic Tic sondern auch einmal ein Tac, das dem mahlenden Kiefer entging.

Entlassung
Aufnahme