'Malekin, Du bist es tatsächlich.'
Eine seidige Stimme und eine lockende Hand. 'Es ist lange her.' Ein Blick
über die Schulter, Malfeis blutet offen und ringt mit zwei Angreifern,
zwei liegen darnieder. Seine Klinge webt weiter, doch die Fäden sind
nicht mehr silbern, sondern rot. Wieder die Stimme: 'Hier habe ich etwas für
Dich, was ich lange Zeit für Dich aufbewahrt habe, was ich Dir schon
lange überreichen wollte.' Ein Buch liegt in seiner Hand, es ist klein,
grün, der Einband scheint aus gepreßtem Grün zu bestehen.
An seiner offenen langen Seite ist es durch zwei Buchschließen quer
gesichert. 'Endlich...', Du hörst die Worte, siehst die Buchstaben auf
dem Einband, '...wirst...', in einer krakeligen Schrift formen sie ein Wort,
'...Du...', ein Wort, daß wir sind, '...Dein...' - MALEKIN. Matte Erinnerungen
erwachen.
'Halt'. Das leise Wort zerdrückt den Raum, zerreißt den seidigen
Kokon, in dem Mündlein uns verborgen hielt. Und für einen Moment
stehen wir im Kreis. Malekin. Malfeis. Mündlein.
Malfeis übergibt mir die Obhut über diesen Ort. Blind blicke ich ihm nach, als sein Mantel der Mantel der Nacht wird. Was ist geschehen, frage ich mich und die Dementatio will nach mir greifen. Aber Katinka kommt mir zuvor und ihr gellender Schrei zerbricht den Spiegel.
Ich starre in das selige Gesicht des Ghouls, die leise murmelt: 'Coole Farben, aber warum hast Du einen Rüssel?'. Ein Lächeln, das dieser Abend gar nicht verdient hat.
Sonntag, 31.12.00
Das Tribunal.
Ich sollte berichten, lang und ausführlich. Genau. Über das, was ich mit Auspex in ihnen lesen kann. Aber ich kann es nicht. Es ist ein Nebel, der vor meinem Auge vorübertreibt, wie Tränen, die ich nicht fortblinzeln kann. Der Schmerz. Der Durst. Das Kind.
Die Alten sitzen zu Gericht.
Richten über die Kinder, die aus dem Krieg kommen.
Nein. Keine Kinder. Kindred.
Sie sollen erzählen. Sie erzählen. Von Fehlern. Von Amaranth. Von
rollenden Köpfen. Viele ergreifen das Wort. Manchmal kann ich mich konzentrieren,
manchmal kann ich hinsehen.