Sie erzählen von einem Traum an einem See, dessen Teil wir waren, ohne uns zu erinnern, und der uns doch den Schlüssel zu unserer Erinnerung wiedergab. Du bist in Deinem Raum, Du bist in Sicherheit...
Lüge! Wirf den Stein, durchbrich die Wasseroberfläche und lauf, lauf weg, sonst bist Du - Du bist tot, tot, dab-ba-da-dab.
Sie zittern, als sie von einer Winternacht an einem Ort sprechen, der nahe, viel zu nahe liegt an... Ein Tremere, der uns näher gekommen ist, als allen lieb sein kann. Ein Spaziergang durch die Stadt, der an der Feldherrenhalle endet, und die liegt direkt neben... Schatten. Dunkelheit. Düsternis.
Falsch! Wo Dunkel und Verdammnis waren, ist jetzt nur noch todbringendes gleißendes Licht.

Sie lachen, als sie von einem verschneiten Abend erzählen, als Brüderchen und Schwesterchen sich wiederfanden und eine Ohrfeige sie zu Mutter und Sohn machen. Einem Abend, an dem der menschenfressende Mond die Herrschaft über uns übernahm, und wir einen Hexenmeister zu unserem Primogen wählten.
Wie recht er hatte, als er sagte, dass es zwischen unsereins keine Freundschaft gibt. Hellsichtiger als jeder unseres Klans, wusste er damals schon, dass ein Freund ihn richten würde.
Sie sprechen von einem Gespenst mit schwarzen Knöpfen und schwarzem Herzen, das uns in einer Sommernacht Eis und Kälte brachte. Von einem Kind, das wir erlöst ausgelöscht haben, und von einem Vater Bruder, der von uns ausgelöscht erlöst wurde. Von der Kälte, die unsere Herzen nie wieder verlassen sollte, obwohl wir in dieser Nacht mehr miteinander teilten, als gut für uns war.
Und beginnen, immer schneller zu sprechen, immer mehr, alle gleichzeitig, ohne zeitliche Reihenfolge erzählen sie von einer Tänzerin, die Tremere werden wollte, die unsere Schuld offen legte ohne es zu wollen und uns Anna damit zu Malekin machte, von luziden Träumen und irrealen Nächten und wahrgewordenen Märchen, von guten bösen Wölfen und heiligem Feuer, von Nächten voller irrer Gedichte und Wahnsinn und Verdammnis, von Vatermord und Brudermord und Malekin, der seine Kinder frisst, von einer langen, viel zu langen Nacht in einer Chemiefabrik, in der der Spiegel in der Hitze Risse bekommt, von dem Blut, das sich in unserem Kind unserer Mutter mischt und uns untrennbar verbindet, von der Liebe eines unzähmbaren Brujahs, von einem uralten Untoten, vor dem uns nur eine Mauer aus Freundschaft gebaut bewahren kann.
Freundschaft. Konnte nicht bewahren.
Und sind still.
  Das Rattern der Räder auf den Schienen wird von einem schrillen Kreischen übertönt, die Welt ist aus dem Gleichgewicht und neigt sich nach vorne, als der Zug in Zeitlupe zum stehen kommt. Lichter gehen an, Stimmen dringen zu uns, menschliche, reale Stimmen, und wir nehmen die Hand von der Notbremse.

Nichts dringt zu uns vor. Nur Schweigen. Stille. Dunkelheit. Stumme Flocken treiben vor dem Fenster vor unseren Augen zu Boden und verlöschen, so bald sie den Lichtschein der aus den Fenstern dringt verlassen. Es hat angefangen zu schneien.

Wir müssen zurück, sagt Malekin.

Entlassung
Aufnahme