Knock. Knock
Follow the white Rabbit.
Wach auf Neo!
"...es liegt uns im Blute...verstehst du?"
Ich sitzte neben Thomasso auf einer Matratze. Wir reden.
Nicht weit von uns liegt eine aufgebahrte Leiche. Sorgsam verdeckt. Vor uns auf der hübschen roten Tischdecke ein Totenkopf. Ein Echter! Dieses Bild wird perfektioniert...durch silberne Arbeitsutensillien. Skalpelle. Sägen. Zangen. Flaschen mit Sinne betäubenden Inhalten. Eine Dosis Formaldehyd kann einem wirklich den Kopf vernebeln. Und ich weiß das. Ansonsten ist es kuschelig. Eine Arbeitsecke und eine Kuschelecke. Irgendwie fühle ich mich hier wohl. Der Geruch ist so vertraut. Ich lächle. Weil Thomasso hier ist, den ich mag... und weil wir reden und ich alle alle Dinge erzählen kann ohne dass ich mir Gedanken machen muss. Thomasso ist stark. Der verträgt das alles. Und ich lächle, weil wir im Keller eines Bestattungsinstitutes sind und ich mich meiner Arbeit entsinne. Das Aufbereiten von Leichen. Der Vergewaltigung, wie Christopher dazu sagte. Heute verstehe ich mehr, was er damit meinte. Egal.
Ich nicke leicht. Meine Unterhaltungen sind bisweilen komisch.
Wenn ich mit jemanden rede, schenke ich ihm meine gesamte zur Verfügung stehende Aufmerksamkeit... zumindest wenn ich ihn mag... und wenn ich ihn nicht mag auch... weil dann könnte ja was nicht stimmen und dann muss ich rausfinden was... Aber weil in meiner Umgebung... immer so viele Dinge zu lesen sind... bin ich automatisch abgelenkt... von tausend Dingen. Mich stört das nicht, denn auch wenn meine Gedanken ein wenig fortschweifen, verpasse ich wichtige Dinge für gewöhnlich nicht. Wobei 'wichtig' natürlich eine Definitionsfrage ist. Das dumme daran ist, dass es verdammt unhöflich ist, nicht aufmerksam zu scheinen... wenn man sich unterhält... insbesondere wenn ich denjenigen mag. Also spreche ich... und lausche ich... und lese ich... und achte obendrein darauf... dass ich auch den äußeren Anschein wahre, den eine gepflegte Unterhaltung erfordert.
Thema wichtig.
Da war mein Stichwort. Im Blute liegt es uns.
Thomasso hat mich um ein Treffen gebeten... nicht nur um mich wieder zu sehen... sondern auch um mir zu zeigen. Sogar Katinka hat er vorher gefragt und ich bin TOTH neugierig.
Anstatt mein Augenmerk auf seine Worte zu legen, lese ich in seinem Gesicht.
Meine Güte.
Kindlichkeit... kindliches Vergnügen. Ich bin das Kind, das er nicht hat. Oder?
  Glitzern... in seinem Blick. Er will Wissen weitergeben, sehen ob er lehren kann... sehen ob ich verstehen kann. Seine Mimik... leicht beherrscht... Dennoch offen. Eine leichte Sorge... Unsicherheit ob es wirklich gut ist, mir ein Geschenk zu machen. Aber diese Stimme in ihm ist nicht laut genug um ihn abzuhalten... zu tun was er will. Zugeneigtheit. Wie blind müsste man sein um das NICHT zu sehen. In jeder Berührung, in jedem Blick. Wehe jedem, der mir böses will... und das erfüllt mich mit... Geborgenheit.
Was sagte er?
In den Augen des Totenkopfes lesen.
Faszinierender Gedanke. Ich erinnere mich. Früher... So viele leblose Körper auf den Bahren. So viele Geschichten So viele Gesichtsausdrücke und alle haben sie geschwiegen. Keiner wollte mir sagen, was geschehen ist. Keiner von seinem Tod erzählen. Warum traurig. Warum friedlich.
Die Idee, sie verstehen zu können, berührt mich. Das erzähle ich Thomasso... glaube ich. Und er erzählt mir. Von Dingen die er las... und dass man mit dieser Fähigkeit viel Gutes tun könnte. Kurz frage ich mich, warum er mir das aus diesem Blickwinkel raus beschreibt. Bin ich so weich? Bin ich so gut? So lieb? Kein Tier in mir das Böses tun will? Wie denkt er von mir? Aber dann bin ich schon friedlich... ich bin so menschlich wie Katinka, dass ist gewiss... nicht wahr?
Und ich wenn ich kann, will ich freilich Gutes tun. Und zu sehen, was die Augen eines Toten gesehen haben......... wie faszinierend.
Ich halte den knöchernen Schädel in der Hand. Thomasso erzählt mir das Märchen dazu. Aber ich sehe nichts. Ich sehen nur zwei tiefe schwarze Löcher in einem gelblichen Haus.

Knock, Knock.
Follow a bad habbit.
Wach auf Anna!

"...es liegt uns im Blute... es liegt mir im Blute... Anna!"

Vor mir steht der böse Wolf und bietet mir von sich an. Ich mochte den Wolf. Angst hatte ich in jener Nacht. Um Katinka. Mein schwaches menschliches Gemüt, so geplagt. Und der fürsorgliche Ravnos... so sehr um mich bemüht... gewillt mich zu stärken. Ich war so hilflos... nur darum... nur darum gab ich nach. Nur darum hab ich gekostet. Nicht weil mich der Gedanke fasziniert hat... Nicht weil ich einen 'Freund' in mir tragen wollte... nicht allein sein wollte. Nur eine Schwäche mehr nicht.

"...vielleicht, wenn du von mir trinken würdest..."
Entlassung
Aufnahme