"Ihr
habt geträumt Frau Toth? "
"Nur Malekin frisst seine Kinder..." Wiederhole ich seine Worte und
er lächelt. Wenn man das Lächeln nennen will. Doch mutig geworden...
und mürbe von dem Bangen und Sorgen werfe ich ihm die Frage ins Gesicht,
die mich schon länger beschäftigt.
"Wie kommt es eigentlich, dass Sie immer da sind, wenn hässliche Dinge
geschehen.?" Und funkle ihn an, als hätte ich ein rhetorisches Wunder
vollbracht, aus dem er sich nicht mehr rauswinden könnte.
Doch Malfeis, faltet nur seine Hände, lässt die Frage eine Kunstpause
lang im Raum schweben, beugt sich näher zu mir, dass ich Maus sein möchte,
um mich besser verkriechen zu können, und fragt: "Warum glauben Sie,
dass diese Dinge von mir ausgehen? Ist es nicht vielmehr so, dass sie sich um
Sie drehen? Dort sind, wo Sie sind? " Und nimmt mir jeden Wind aus den
Segeln. Meine Gedanken rotieren. Wer ist in wessen Träumen? Kann ich sicher
sein, dass die vielen, mich erschreckenden Geschehnisse sein Werk sind? Ich
mein'... kann ich SICHER sein? Bestünde nicht die Möglichkeit.? Suche
ich? Verursache ich?
" Sie wissen, was man Ihrem Clan, dem Clan des Mondes nachsagt? "
Bohrt er weiter.
Ich will mich wehren. Ich weiß es wohl. Aber ich bin doch nur ein Mensch.
Wie könnte ich, derartiges veranlassen?
"Aber ich lebe!" Entgegne ich impulsiv.
"Sie wissen, doch, was man Ihrem Clan nachsagt. Visionen. Träume..."
wiederholt er.
Ich war mir immer so sicher. Dass mir Malekin die Träume schickt, oder
Katinka... oder er selbst... Der Malfeis. Ich bin Beobachter. Ich sehe nur zu.
Aber würden Dinge geschehen, wenn es keinen gäbe, darüber zu
berichten? Weiß ich, ob es das Nebenzimmer wirklich gibt, bis ich nicht
selbst dort war? Erschaffe ich nicht meine Welt, indem ich sie wahrnehme? Ich...
Ich wende meinen Kopf beiseite und schlucke die Tränen der Unsicherheit
hinunter. Dann werde ich ganz ruhig. Der Malfeis lügt nicht. Er quält
mich, indem er Fragen stellt, die ich mir selbst nicht stellen will. Und das,
da ich mich doch so sehr in Ehrlichkeit mir selbst gegenüber übe.
" Ich.. " Flüstere ich schon fast. "...mag sein, ....wie
heißt es so schön... man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht?
" Zitate sind etwas wundervolles. Warum Aussagen über Zustände
machen, die irgendwer, irgendwann schon mal besser zum Ausdruck gebracht hat?
Und außerdem kann man sich dabei hervorragend um Antworten drücken.
"Und
sehen Sie den Wald oder die Bäume, Frau Toth!..... Sehen Sie den Wald........
oder die Bäume? " Dann ist er wieder verschwunden und lässt mich
mit dieser Frage allein.
..........mich würde wirklich interessieren, was sie an Ihnen finden Frau
Toth.
Tick .Tack. Tip. Tapp. Trip .Trapp Trapped.
Da sitze ich, rauche meine Zigarette zu Ende, fühle wie sich der Rauch
meine Lunge hinab kratzt. Ich habe zu wenig geschlafen die letzten Tage, mein
Kreislauf will nicht ganz so wie er sollte, ein lautes Geräusch und ich
schrecke zusammen, mein Puls macht Sprünge und beruhigt sich wieder. Das
Nikotin breitet sich in mir aus, kriecht in mein Blut, mein Blut läuft
in meine Beine und ich bekomme weiche Knie. Fühle mich schwach. Für
einen Augenblick wird mir bewusst, was ich nicht sehen will.
Das Netz der Spinne. Dort hänge und beobachte ich, wie jeder hier sein
Spiel spinnt. Wer weiß, wie lange ich hier noch unbehelligt verharren
hätte können. Doch ich kann nicht länger still halten. Muss mich
bewegen. Und die Spinne hat's gemerkt, sie wandert scheinbar zufällig um
mich herum, ihre Kreise enger ziehend und je näher sie ist, umso mehr zapple
ich. Nichts was ich dagegen tun könnte. Der sichere Boden liegt soweit
unter mir, dass ich einen Fall dorthin nicht überleben würde.
Doch hat die Spinne ausgesponnen, ist mein Leben ausgeronnen.
Ausgeronnen. Ha Ha.
Red Bull. Ich will Red Bull, ich quäle mich in die Kälte und auf dem
Weg zurück steht Schlayer da. Himmel, ich kann ihn so wahnsinnig schlecht
einschätzen. Wir sind allein... Und ich ergreife die Gelegenheit am Schopfe.
"Was könnte ein Wesen wie Sie zum Weinen bringen....? " Frage
ich und er... er antwortet mir. Obwohl ich dachte, er würde mir wohl den
Kopf abreißen, würde ich es auch nur im Ansatz wagen ihm Emotionen
zu unterstellen. Mein Kopf ist noch dran und ich lausche seinen Worten. Auch
er spricht Wahrheit... Und... es klingt so sehr vernünftig was er spricht.
Hätte mir jemand vor einem halben Jahr erzählt, dass ich Schlayer
mal sympathisch finden würde, hätte ich ihn kommentarlos ausgelacht...
Andererseits... was wäre wenn man mir vor einem Jahr erzählt hätte,
dass Vampire unter der Menschheit hausen.