Die Blase zerplatzt.
Zurück in der Realität. Gegenwart. Wahnsinn. Was auch immer.
Einer der Ghoule von
Lady Thorndyke geht vorbei und grüßt uns. Ich entdecke etwas
in Gabors Blick, das mich sehr an Malekin erinnert, und einem Impuls folgend,
lade ich sie ein, sich zu uns zu setzen. Und tatsächlich: er beginnt
ein Spiel zu spielen, das Malekin immer wieder gerne spielt. Es heißt
Ghoul-Ausspannen. Ich steige ein, und bald ist unser armes Opfer arg aus
dem Konzept gebracht. Misstrauisch schaut sie zwischen uns hin und her,
wie wir uns gegenseitig die Bälle zuspielen, und ist sich nicht mehr
sicher, ob sie nicht lieber davonlaufen sollte. Dabei meinen wir es nur
gut. Schließlich ist diese eine Entscheidung für die Ewigkeit,
und das sollte gut überlegt sein. Nicht, dass sie tatsächlich
eine Wahl hätte.Aber mit der Illusion, eine Wahl gehabt zu haben,
lebt es sich vielleicht später besser. Sie verlässt uns, scheinbar
verunsichert, aber tatsächlich zumindest in einem bestärkt:
dass Malkavianer nichts für sie sind. Ich muss lachen, doch Gabors
Blick lässt mich schnell wieder ernst werden. |
Ich
kann ihn doch nicht einfach töten lassen? Ich weiss, ich habe es versprochen,
und Malekin will es so, doch es fühlt sich so falsch an. Ich will es nicht. Ich kann es nicht. "Du hast es versprochen." Ich kann es nicht. Ich will es nicht. Ich weiss, dass ich es ihm schuldig bin. Dass ich es nicht gutheiße, heißt nicht, dass ich es nicht trotzdem tun muss. Ich beiße die Zähne zusammen und verlasse den Tisch, um ihm seinen Henker zu suchen. Doch das gestaltet sich unerwartet schwierig. Lady Thorndyke ist nicht interessiert. Sie hat ihre eigenen Spielzeuge dabei, und ein Malkavianerghoul... Sie gibt mir eine charmante, aber unmissverständliche Abfuhr. Ich wende mich an den Kainiten, mit dem sie sich gerade unterhalten hat, doch der winkt nur ab. Ich versuche ihm begreiflich zu machen, was Gabors Angebot bedeutet. Viel mehr als nur ein psychedelischer Nachtisch. Sein Blut ist praktisch Malekins. Und höchstwahrscheinlich das eines sehr alten Malekins. Was für eine Offenbarung muss es sein, von ihm zu trinken! Die Erkenntnis, die man dadurch gewinnen könnte, die Einsichten, das Wissen, die Erfahrung... Ich muss mich selbst bremsen. Der Kainit, mit dem ich spreche, hat längst das Interesse verloren. Aber ich nicht. Ich weiß, dass ich jedes Wort so gemeint habe, wie ich es gesagt habe. Es ist Malekins Blut, das in Gabors Adern fließt. Das ist es, warum ich mich von Anfang an so zu ihm hingezogen gefühlt habe. Das ist es, was ich will. Fühlt sich der Gedanke, dass ihn jemand anderes töten könnte, nur deshalb so falsch an? Aber auch, wenn ich mir vorstelle, es selbst zu tun - von Seinem Blut zu kosten! - sträubt sich alles in mir dagegen, mein Abmachung einzuhalten. Ich kehre zu ihm zurück, denn hier ist niemand mehr, den ich fragen könnte, und wir ziehen um auf die große Treppe. Von dort aus beobachten wir eine Weile, wie die Party ausgelassener wird, Menschen wie Vampire sich immer mehr gehen lassen, eine Regel nach der anderen - Maskerade und das, was man wohl Anstand und gute Sitten nennt - strauchelt und fällt oder voller Entsetzen den Raum verlässt. Jemand hat eine Frau an das Treppengeländer gefesselt. Leicht vornübergebeugt steht sie, hilflos, ohne Bewegungsspielraum, ihr Gesicht eine Mischung aus Erwartung, Furcht und Entzücken. |
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