Malekin und Tessa sind in Unterhaltungen vertieft. Es wird besser sein, sie nicht so schnell in einen weiteren Kampf mit dem Sabbath zu verwickeln, sollte es wirklich so weit kommen.

In Don Belmontes Limousine werden wir zum Ort des Geschehens gebracht, ein graues, mehrstöckiges Gebäude in einer Wohngegend. Die Straße ist leer, bis auf die versammelte Eingreiftruppe, bestehend aus Herrn Kölbl, Ferdl, dem Kanzler Santiago und Don Belmonte. Der Archont Taishakuten ist schon unterwegs, um die Wohnung unter dem Dach auszukundschaften. Und dann sind da noch einige Ghule, die die gleiche gespannte Aggressivität ausstrahlen, wie die anwesenden Brujah. Sie sind hier, um Spaß zu haben.
Der Plan ist schnell gefaßt. Taishakuten wird von außen eindringen und die anderen von innen.
Alsbald drängen wir uns im engen Treppenhaus, die hölzernen Stiegen knarren leise.

Als wir nach oben steigen, lese ich die Namen an den Klingelschildern. So viele Menschen. Will sich eigentlich jemand um die Maskerade kümmern? Maskerade. Süße Erinnerungen. Damals in München. Der Malk hat seine Schuldigkeit getan, der Malk kann gehen! Und zurück blieb ein Mensch, der sich nicht erinnert. Also um der alten Zeiten willen! Während die anderen weiter nach oben steigen nehme ich Aufstellung inmitten des Treppenhauses. Und dann beginnt das Inferno. Und während weiter oben Feuergarben ihre Muster in Wände, Decken und Körper zeichnen, folge ich dem Muster der leisen Schritte, des angehaltenen Atems und dem Knarren der Scharniere. Stehe vor der Türe, die sich öffnet. Lächle bedauernd ins besorgte Gesicht und greife mit meinen Fingern in ihren Geist. Streichle hier ihren auditiven Cortex und regle ihr Lärmempfinden herab. Nehme dort ein paar Elemente aus ihren Assoziationsbahnen und ernte Verständnis für einen defekten Fernseher. Stolpere im limbischen System eines kleinen Kindes und tatsächlich, im Zorn schreit es dringlich nach seinen Eltern, viel dringlicher als ein sterbender Tsimisce.
Dann ist Stille und ich knüpfe die letzten Fäden im Netz des Vergessens. Und die... die Anderen... die Wesen... des Belmonte... Montbarre... Saugen... Amaranth... ohne Blut...

Noch etwas verwirrt kehre ich zum Elysium zurück. Ich sollte meine Sinne nicht so ausdehnen, wenn ein Giovanni seine lästerliche Kunst anwendet. Soviel Haß. Immerhin, ein gutes hat die Sache. Ich hatte schon lange keine Migräne mehr. Katinka und Tessa kommen mir entgegen. Ah! Mein Kopf schmerzt, können wir das Gezeter der Gangrel nicht sein lassen? Sie verstehen so viel und doch so wenig! Frustran forte. Und Katinka? Malekin? Katinka. So viel zu lernen.
Bald, mein Kind. Bald.

Es gibt noch einmal Aufregung, allein mir fehlt der Enthusiasmus. Krell hat seinen Menschen getötet. Ich will schon kommentieren, daß es andere Wege des Vergessens gibt und befinde mich halb in einem Disput mit Schlayer. Ein ziemlicher Dickkopf, bin ich, so scheint es. Aber was soll die Commotio? Sie war schon tot. Ihr Faden zerschnitten, das letzte Sandkorn zerronnen, der letzte Herzschlag getan. Verdammt, wollt ihr nicht sehen daß ihre Venen schon wie Marmor durch die Haut schimmerten und der Bauch sich bläht und die Haut sich löst und vitriöser Schleim aus ihren Augen rinnt und irgendwie hacken wieder alle auf Krell herum und wissen es besser und sind weiser und erwachsener und meine Migräne schmerzt aber es nützt nichts denn sie sehen es nicht ach wären sie nur wieder in mir ich würde sie sehend machen. Irgendwie.

Der Zigeuner singt ein Lied. Traurig, leidend und Balsam für die Schmerzen. Ich entspanne mich und etwas Übles in mir verkriecht sich wieder in die Zelle mit den weichen Wänden und der offenen Türe.
Gut, niemand hat etwas bemerkt.

Der Rest des Abends geht vorbei. Irgend jemand redet von Zusammenarbeit und von Geschehnissen in den Domänen. Eine Einladung nach München. Das mag wichtig sein, aber nicht für Malekin. Nicht heute. Wenn sich die Domänen treffen wird Malekin dort sein, aber nicht Malekin.
Eine andere Nacht.

Aufnahme

Entlassung