Als wir nach oben steigen,
lese ich die Namen an den Klingelschildern. So viele Menschen. Will sich eigentlich
jemand um die Maskerade kümmern? Maskerade. Süße Erinnerungen.
Damals in München. Der Malk hat seine Schuldigkeit getan, der Malk kann
gehen! Und zurück blieb ein Mensch, der sich nicht erinnert. Also um
der alten Zeiten willen! Während die anderen weiter nach oben steigen
nehme ich Aufstellung inmitten des Treppenhauses. Und dann beginnt das Inferno.
Und während weiter oben Feuergarben ihre Muster in Wände, Decken
und Körper zeichnen, folge ich dem Muster der leisen Schritte, des angehaltenen
Atems und dem Knarren der Scharniere. Stehe vor der Türe, die sich öffnet.
Lächle bedauernd ins besorgte Gesicht und greife mit meinen Fingern in
ihren Geist. Streichle hier ihren auditiven Cortex und regle ihr Lärmempfinden
herab. Nehme dort ein paar Elemente aus ihren Assoziationsbahnen und ernte
Verständnis für einen defekten Fernseher. Stolpere im limbischen
System eines kleinen Kindes und tatsächlich, im Zorn schreit es dringlich
nach seinen Eltern, viel dringlicher als ein sterbender Tsimisce.
Dann ist Stille und ich knüpfe die letzten Fäden im Netz des Vergessens.
Und die... die Anderen... die Wesen... des Belmonte... Montbarre... Saugen...
Amaranth... ohne Blut...
Es gibt noch einmal Aufregung, allein mir fehlt der Enthusiasmus. Krell hat seinen Menschen getötet. Ich will schon kommentieren, daß es andere Wege des Vergessens gibt und befinde mich halb in einem Disput mit Schlayer. Ein ziemlicher Dickkopf, bin ich, so scheint es. Aber was soll die Commotio? Sie war schon tot. Ihr Faden zerschnitten, das letzte Sandkorn zerronnen, der letzte Herzschlag getan. Verdammt, wollt ihr nicht sehen daß ihre Venen schon wie Marmor durch die Haut schimmerten und der Bauch sich bläht und die Haut sich löst und vitriöser Schleim aus ihren Augen rinnt und irgendwie hacken wieder alle auf Krell herum und wissen es besser und sind weiser und erwachsener und meine Migräne schmerzt aber es nützt nichts denn sie sehen es nicht ach wären sie nur wieder in mir ich würde sie sehend machen. Irgendwie.
Der Zigeuner singt ein
Lied. Traurig, leidend und Balsam für die Schmerzen. Ich entspanne mich
und etwas Übles in mir verkriecht sich wieder in die Zelle mit den weichen
Wänden und der offenen Türe.
Gut, niemand hat etwas bemerkt.
Der Rest des Abends geht
vorbei. Irgend jemand redet von Zusammenarbeit und von Geschehnissen in den
Domänen. Eine Einladung nach München. Das mag wichtig sein, aber
nicht für Malekin. Nicht heute. Wenn sich die Domänen treffen wird
Malekin dort sein, aber nicht Malekin.
Eine andere Nacht.