27.12.00
Das Jahr stirbt, doch der rote Mond läßt auf sich warten.
Das Jahr stirbt und wer von uns mit mit ihm sterben?
'Eins, zwei, drei, im Sauseschritt läuft die Zeit - wir laufen mit...'

Wir sind auf einem Elysium. Irgendjemand hat in letzter Sekunde die Örtlichkeit gewechselt. Warum nur? Ich kann keinen Gedanken daran verschwenden. Malekin an meiner Seite spürt dasselbe wie ich. Doch sie weiß nicht, was geschehen wird. Noch nicht. Ich muß grinsen wie ein Idiot, aber es fällt schwer, den Schein des Normalen aufrecht zu erhalten. Und wenn das ein Malkavianer sagt...
Meine Augen sind in meinem Kopf wie festgeschraubt und ich sehe die Anwesenden wie Puppen. So viele sind gekommen. Ghoule. Vampire. Primogene. Gäste. Kein Prinz.
Man begrüßt mich und Malekin. Alles was ich - in meiner gewohnten Gewandheit - sagen kann, ist: Er kommt.
Und in eine gestellte, existentielle Frage, erwacht Malekin in mir. Und spricht.

Die grüne Frau, der graue Löwe. Die weißen Säulen des roten Tempels. Erstarrt in der eisigen Kälte. Grelles Licht eines bleichen Mondes. Stheno, Euryale, Medusa. Vor dem Tempel der Ausgezehrte. Blutbänder. Torporös im kalten Licht. Regung. Im Stein. Statuen schälen sich, wie Gargylen. Blinde Augen, stumpfe Bewegungen.
Träger Tanz nackter Leiber. Staub. Geruch von ungelöschtem Kalk. Kauern wie Tiere. Lust in ausdrucklosen Gesichtern. Haß. Zischen ist das Feuer. Feuer brennt den Blutgebundenen. Bleiche Haut färbt sich schwarz, platzt auf, stirbt. Brandige Nekrose. Totentanz. Rote Bänder brennen. Er ist frei. Unter Schlägen vergangen.

Malekin geht und Malekin schreit. Zum ersten Mal. Ich würde ihr gerne helfen, allein ich kann es nicht. Nicht mit diesen Erinnerungen in meinem Kopf und so suche ich süße Zuflucht im Hospitalismus.

Als ich wieder zu mir komme sehe ich den Giovanni bei Malekin. Galant wie immer. Drei halten rote Bänder in den Händen. Christopher. Sandra. Teutoburg. Man sagt, wir hätten sie verteilt. Wir und Malfeis. Doch dazu später.
Durch Verwunderung und Spott ruft Christopher zur Ruhe.

Er erinnert an das Ulitmatum der Ahnen, die den Sabbath vernichtet sehen wollen. Den Sabbath, oder...
In die Beratung schreitet Valeska. Unkenntlich bis zur Unsichtbarkeit. Und doch gebietet alleine ihre schattengleiche Anwesenheit Schweigen. Wehe, wem sie sich wahrhaft offenbart.
Ihre Stimme. Selten vernahm ich solche Kontrolle. Einen Handel schlägt sie vor und bietet Bilder, die Schicksal verheißen. Bilder, die zum Sabbath führen. Und ich weiß, in drei Nächten werden sich einige wünschen, diese Bilder nie gesehen zu haben.
Dann geht die Ahnin und wenn ihr Auftritt der Monolog dieser Tragödie gewesen ist, so will Malekin in Anspruch nehmen, das Preludium gespielt zu haben. Der Monolog ist gesprochen. Zeit für einen Polylog?

Die Thorndyke diagnostiziert den Prinzen, wenn ich ihre Garderobe richtig deute. Würd' ich wie ein Ventrue dürsten... Das war das zweite seiner 1000 Gesichter und die Empörung schlägt über uns zusammen. Anschuldigungen und Misstrauen tränken den Raum. Ämter gehen in Sekunden verlustig oder werden heruntergerissen wie brennende Kleidung. Ich gebe mir mühe, mich beim Streit zu beobachten, zu analysieren, was ich tue, aber es gelingt mir nicht. Kurz: Der Prinz überprüfte die Loyalität seiner Getreuen. Und jene verdächtigen ihn, Übles zu planen. Aber, wie soll ich's sagen, er ist doch der Prinz! Krell, Christopher und Kessler verlassen die Räumlichkeiten, wutentbrannt. Der Giovanni folgt und als mir Malekin später berichtet wird es klar: Er, der sich der Gesetzgebung der Camarilla unterwarf, hat an diesem Abend vielleicht den größten Anteil an ihrem Erhalt in dieser Stadt. Denn er bringt die Clans wieder an einen Tisch, auf das das Ende des Sabbaths geplant werde. Ich bin recht stolz.

In der Zwischenzeit treffen mich Malfeis' Blicke. Durchbohren mich. Wie vor Jahren seine Finger meine Kehle, als er sie mir aus dem Halse riß. Und unwillkürlich muß ich schlucken. Warum, so seine Frage, drei rote Bänder? Ich weiß es doch nicht! Warum, Malfeis, hast Du eines dieser Bänder überreicht? Ich soll die Älteren fragen, so weist er mir, und ich werd's tun. Ein Rätsel?

Aufnahme

Entlassung