9.12.00
Sie kommen.
Ich habe Katinka... Ich habe Malekin fortgeschickt. Ein guter Abend für ihre erste Jagd. Dort alleine wird sie sicherer sein als bei mir und den anderen. Denke ich mir. Erst als sie weg ist, wird mir klar, wer ist jetzt bei mir?
Nein, es ist besser. Nur für den Fall eines neuerlichen Leonid-Debakels.

Als sie eintreffen starte ich Malkavianer-Routine 1.0. Lieber mal etwas dissoziatives Verhalten vortäuschen. Wie leicht es ist, jemanden vom eigenen Wahnsinn zu überzeugen. Hier ein wenig gewippt, da ein wenig abwesend. So viel zum Thema Erwartungshaltung. Und, natürlich, alles was mit Wahnsinn zu tun hat zunächst als Frage formulieren. Better safe than sorry.

Jaques de Molay. Leia Obi Wahn Kenobi. Unsere Primogena. Malfeis. Malekin.
Ich spürte, daß sie kommen. Nicht daß mir Malekin etwas offenbarte, aber ich hatte dieses Gefühl. Diese Nacht habe ich Gesellschaft. Und schon fühle ich mich einsam.

Ich begrüße den Großmeister mit einem Kniefall. Frage nach dem schönen Phillip. Aber natürlich, der ist ja tot. Wundere mich, was Bernard de Clairvaux oder Hugo de Payens über diesen Jaques sagen würden?
Und dann obsiegt meine Neugierde. Was halten meine Gäste vom Wahnsinn? Von Malkavianern kann man doch mehr erwarten. Die Antworten fallen aus wie erwartet:
Wahnsinn liegt im Auge des Betrachters. Wahnsinn ist eine individuelle Wahrnehmung. Welche Definition von Wahnsinn wollen wir nehmen - Medizinisch? Ethisch? Soziologisch? Gegenfrage: Was ist normal? Etc. pp.
Das alles ist sehr beruhigend, denn es bleibt unfassbar. Es widerspricht Leonids Version. Wohlgemerkt, die für ihn wahr und wahn ist, aber nicht auf andere transferiert werden muß. So sehr er es wollte.

Nachdem das geklärt ist, kann Frage und Antwort beginnen.
Molay ist der Sprachführer. Ein Gewandter.
Was erfahre ich über ihn oder durch ihn. Scheinbar? Folgende Informationen sind wie immer ohne Gewähr.

Er ist einflussreich.
In Lübeck kontrolliert er das Krankenhauswesen, die Müllabfuhr, die Apotheken. Obwohl er von Medizin nichts zu halten scheint. Und genau in diesem Moment muß ich husten. Ein spastisches, trockenes Husten. Das bin nicht ich, das ist Katinka. Ich spüre wo sie ist. Im Krankenhaus. Station für Lungenerkrankungen. Ich erkläre meinen Gästen mein plötzliches Unwohlsein: Katinka erinnert sich an ihr Leiden. Und durch sie erinnere ich mich. Sie verstehen. Nur... Warum spannt sich Jaques so an, als ich von Lungenerkrankungen spreche?

Er sichert mir zu, in Museen ausstellen zu können, wenn ich dies wünsche. Wie steht er bei den Toreador seiner Stadt? Er warnt vor dem Flughafenzoll. Er muß es wissen, denn offensichtlich fliegt er oft nach Wien. Dort kennt und schätzt er Leonid und Stoffel. Der letztere mag keine Tremere... Soll heißen, man sollte sie in seiner Gegenwart besser nicht erwähnen. Ansonsten ein verträglicher Zeitgenosse.

Auch Jaques hatte seine Berührung mit Haus und Clan. Er erzählt, daß er ein Kind der Tremere eine Zeit sein eigen nannte. Eine abenteuerliche Geschichte.

Ich will mehr wissen von den Geschehnissen im Norden. Von den Clans.
Und prompt überschüttet er mich mit einer Flut von Namen und Intrigen. Das meiste davon ist zu unsicher, als daß ich es zu Papier bringen will. Später, wenn ich mehr weiß.
Was sonst? Er warnt vor der verdorbenen Blutlinie, die sich zwischen Lübeck und Wien zu regen scheint. Warnt eindringlich.

Aufnahme

Entlassung