Es wird Zeit für mich. Malfeis bewacht das Tribunal. Wie ich kennt er die Muster. Rote Blätter treiben im Wind. Ihre Farbe trübt rostig das Wasser geschmolzenen Schnees. Kaltes Blut. Nicht in den Hügeln jenseits des Flusses. Hier in München.
Das Tribunal ist nicht
fern meines alten Havens, wo Katinka geküßt wurde. Vielleicht sollte
ich ihn zurückfordern? Schatten begleiten meine Schritte. Fahles Spiegellicht
wabert im Wasser, meine Stiefel wühlen schwarze Pfützen auf. Schwarzes
Blut. Es haftet an meinen Sohlen und kennzeichnet meine Spur. Ich kümmere
mich nicht um die Schatten - wozu? Die Muster lassen mich die Zeit und den
Ort ahnen. Dort. Bald.
Ich spüre Malekin, der sich streckt, um bei ihr zu sein. Nicht um zu
beschützen. Um zu erforschen. Eine Bewährungsprobe, habe ich ihr
gesagt. Für die Domäne, habe ich ihr gesagt. Für die Camarilla,
habe ich ihr gesagt. Aber nur Malekin zählt.
Zeit, meine eigene Bewährung zu beginnen.
Die Villa duckt sich in
den dunklen Wald. Nur ihre weiße Mauer leuchtet. Ye who enter...
Ein paar Menschen halten Wacht. Totenwache. Der nahe Wald gibt Deckung. Vorteil
Sabbath. Was siehst Du im Wald, Malfeis? Siehst Du die Splitter? Das Ende?
Ein großer Raum. Malfeis alleine. Der schwarze Mantel. Eine Klinge tropft
stoisch unsichtbares Blut der Jahrhunderte in seinen alten Schatten. Schwarzes,
kaltes Blut. Und sein Schatten wird jede Sekunde größer.
Sein Mündel für diese Nacht hat ihre Augen weit aufgerissen und blickt nach innen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, nein? Wird die Aura Krells ähnliche Muster zeigen, wie die ihre?
Malfeis nickt. Es erinnert
mich an das Fallbeil der Guillotine. Brennendes Blut spritzt mir entgegen,
fängt sich in einem roten Band in den Händen des Ghouls und in den
Händen Malfeis'. Ein Spuk. Wer hält das dritte Band? Drei Bänder?
Warum drei? Welch' seltsamer Scherz.
Malfeis ist schwer in diesem Raum und alles scheint um ihn zu kreisen, treibt
auf ihn zu, langsam, unwiderstehlich. Wird verschlungen. Es kümmert ihn
nicht. Im Maelstrom fange ich eine Ahnung Katinka auf. Angst. Aber er ist
bei ihr.
'Jetzt'. Eine Feststellung?
Ein Befehl. Jetzt gestattet er ihnen, anzugreifen. Fenster und Türen
stehen ihnen offen und Schatten quellen in den Raum. Nicht weil sie sich verbergen.
Ihre Auren sind schwarz.
Malfeis Klinge webt ein Spinnennetz aus Stahl. Schwarze Schleier in den Auren
zerfasern, als sie sich in diesem Netz fangen. Wie eine Spinne sitzt er in
der Mitte und spinnt ununterbrochen. Schicksalsfäden. Und zerschneidet
sie. Dann öffnet die Spinne ihre acht Augen und ich nehme Malfeis wahr.
Und schweige, gebannt wie ein Toreador vor dem Gemälde eines alten Meisters..
Ein Wolfsgesicht vor mir,
ein zorniges gleich dahinter. Der Wolf stürzt sich auf mich und Zorn
auf den Ghoul. Und Katinka schreit als sie meinen Schmerz spürt. Doch
Vater nimmt sie von mir. Der Wolf sitzt über mir und zieht die Klauen
aus meinem Gesicht. Langsam, genüßlich. Blut rinnt aus meinen Wunden
auf meine Zunge. Wolf leckt mich von seinen Krallen. Er und ich schmecken
dasselbe. Mit meinem einen Auge fange ich seinen Blick auf und wir stimmen
überein in der Kommunion. Köstlich.
Sein Grinsen wird breiter, entblößt seine Zähne. Er hat Blut
geleckt und will mehr. Fast bin ich geneigt, ihm zu zustimmen. Nur um zu sehen,
wie es ist... Aber das geht nicht, nur Malekin frißt seine Kinder.