Josefa sieht, das etwas geschieht und will mir helfen. Nicht nötig.
Katinka! Was ist los?
Sanft schiebe ich ihre Arme weg. Malekin. Guten Abend, Frau Linkmann.
Sie begreift sofort. Kluge Primogena.
Malekin! Was für eine Freude, Sie hier zu haben! Wie geht es ihnen? Wie ist es in Calgary?
Gut, danke der Nachfrage. Ich bin freundlich aufgenommen worden und werde mich heute abend dem hiesigen Prinzen vorstellen.
Wie schön! Ich hoffe, Sie werden uns ausführlich berichten, wenn Sie wieder da sind.
Natürlich. Mit Vergnügen.

Ich wende mich Noctus zu.
Herr de Sorbonne. Wie schön, daß Sie heute abend in München sind. Er versteht nicht. Sieht Katinka nur verwirrt an. Was macht Ihre Forschung? Ich hoffe, meine kleine Abhandlung ist Ihnen von Nutzen?
Auch Tremere verfügen offenbar über eine schnelle Auffassungsgabe. Dieser kleine Hinweis hat genügt.
Malekin! Guten Abend. Ja, Ihre Abhandlung ist mir sehr nützlich. Ich habe Ihnen bereits ein Paket zukommen lassen, es wird sicher in den nächsten Tagen bei Ihnen eintreffen. Das heißt in München. Ich hoffe, in Calgary steht alles zum besten?
Ja, durchaus. Ich werde mich heute abend dem Prinzen vorstellen. Deswegen muß ich Sie leider jetzt schon wieder verlassen. Sie entschuldigen mich?

Natürlich. Alles Gute.

So wenig Zeit! Schon gleiten die Villen und Parks von Mount Royal an mir vorbei! Blut rinnt mir aus dem Mundwinkel - ich muß mir auf die Zunge gebissen haben. Der Fahrer hat sich durch meinen kleinen Anfall nicht stören lassen. Brav. Genauso, wie ich es ihm gesagt habe.

Im Zwielicht betrete ich die Räumlichkeiten - im Grunde genommen eine Art Ballsaal. Viele sind hier und alle tot. Ich stehe im Eingang und lasse den Eindruck auf mich wirken. Eine seltsame Gemeinschaft. Die älteren erkennt man sofort - die Art, wie sie sich verhalten, wie sich kleiden. Andere dagegen, oft Neonaten, wenn ich mich nicht irre, wirken so alltäglich, daß man sie fast für Menschen halten könnte, nein?

Die Harpyie. Groß, schwarzer Anzug, rotes Hemd. Ravon. Er heißt mich willkommen, doch ich muß erst bitten, dem Prinzen vorgestellt zu werden. Der Prinz. Estellia. Was für eine Nase! Aber der Charakter? Rotes Hexenhaar, unterdrückt glühende Augen. Jahrhundertalte Aggression umgibt sie wie eine Rüstung - oder ein Käfig. Ponte würde sie mögen.
Obwohl ich mir sicher bin, daß sie sich in Kürze an die Kehle gehen würden. Ein schönes Bild. Estellia auf der einen, Ponte auf der anderen Seite, und dazwischen Stefan, recht verzweifelt.
Ihr Blick durchbohrt mich und ich habe das Gefühl, als würde sie Gäste von außerhalb nicht wirklich mögen. Ich knie nieder vor ihrem Amt und ihrem Alter und ernte Erstaunen. Aber sicher kein Mißfallen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob sie mein Anwenden der Etikette einfach als erfreuliche Sitte der alten Welt betrachten oder als meine Art des Wahnsinns, aber ich werde es auf jeden Fall beibehalten. Ich stelle mich vor und werde in Calgary akzeptiert - acknowledged.
Anschließend stellt mich Ravon noch der Primogena meines Clans vor - Leia! Ich frage sie natürlich, ob sie Verwandtschaft in Deutschland hat, aber sie verneint und klimpert mit ihren Augen. Ein goldenes Hemdchen und blonde Haare. Eine Perücke. Will sie Sterntaler fangen? Ist sie ein Rauschgoldengel? Ja, das ist sie.
Sie nimmt mich unter ihre Fittiche und führt mich in die Gesellschaft ein. Es sind einige Kindred aus New Haven hier, einer Nachbarstadt. Sind die Straßen so sicher, frage ich. Sie gibt mir einen kleinen Überblick. Calgary ist sehr sicher, sagt sie und gibt im gleichen Augenblick zu, daß die Abwasserkanäle tabu sind - aber nicht wegen den Nosferatu, sondern wegen Werkreaturen, die dort ihr Unwesen treiben sollen. In New Haven dagegen sei es wesentlich gefährlicher. Die Kainiten dort sind viel zu zahlreich, Konflikte sind an der Nachtordnung, ein Prinz wischt die Asche vom Thron des vorigen, während der Sabbath und die Lykantrophos in die Breschen schlagen. Als ich frage, wer die Havener sind, wischt ihr Arm in einer groben Geste zu einer Gruppe Kindred. Riff-Raff, sagt sie. Seltsam. Keiner von ihnen hat einen Buckel.
Aufnahme

Entlassung