"Willst
du widerstandsfähiger sein? " Und obwohl ich nicht ganz bei der Sache
bin, weiss ich wohl was er meint.
"Das wäre das zweite Mal..."antworte ich mechanisch. Kann mich
kaum konzentrieren. Alles so leer. Bin so allein.
"Du bist nicht an mich gebunden, nur stärker. Sie können dir
mit ihrem Glauben dennoch nichts anhaben. Ich werde dich kein drittes Mal trinken
lassen. "
"Würde ich es nicht um so mehr wollen? " Es fällt mir so
schwer mitzudenken.
"Vertrau mir. Ich habe dir ein Versprechen gegeben. "
Ich blinzle.
Blut... auf meinen Lippen. Vom Raben, dem ich nimmer mehr trauen wollte.
Tu was du willst, hat sie gesagt. Ich wollte es. Es gibt keine Regeln.
Und obwohl ich fürchtete, es würde mich anekeln, schmeckte es doch
so süß, dass er sich mir entreißen musste. Ein Gedanke quält
sich durch meine Taubheit. Ich habe gehört, was diese Engelsstreiter mit
ihren Gefangenen machen werden. Mit Katinka... und zum ersten Mal empfinde ich
das Bedürfnis, töten zu wollen. Den Pflock, den ich bei mir trage,
in die Kehlen ihrer Hälse zu stoßen, bis sie an ihrem eigenen Blut
ersaufen. Eine Welle des Hasses lodert in mir auf und wärmt mich von innen.
Ihr Glaube kann mir nichts anhaben und ich sehe mich Jeanne d'Arc höchst
persönlich durch den Raum schweben und meinem Trieb nachgehen. Tatendrang.
Aller guten Dinge sind Drei. Der dritte Ort. Irgendwo. Egal wo. Wir schleichen
uns an. Eine Feuerwaffe für mich von Thomas. Meine Güte, ich trage
sie so selbstverständlich, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes
getan. So ein Vetrue und Gregor konnten sich befreien, geben uns Hinweise, und
diesmal lausche ich aufmerksam, immer noch mit dieser Vorstellung im Kopf, wie
ich meiner Rache Ausdruck verleihe. Doch sie befehlen mir, hinten zu bleiben.
Ich tigere hin und her. Gregor geht an mir vorbei und verpasst mir einen Hieb,
den ich jetzt noch nicht verkraftet habe.
"Du bist schuld." Giftet er mich an. " Sie ist nur dort drin,
weil sie DICH schützen wollte."
Meine Lippen bleiben stumm, während der Priester einen Stock tiefer seine
Psalmen runterbetet. Wortgefecht. In der Tat. Der Prinz selbst raubt mit seinen
Worten. Die Zauberer auch. Und der Gottes fürchterliche Mann predigt unentwegt.
Der
Rabe spricht in meinem Kopf, stellt mir die Vertrauensfrage und ich werde ihm
seinen Wunsch erfüllen, wenn es soweit kommen sollte. Dann folge ich Josepha
(Was für eine schreckliche Wunde in ihrem Körper) und Georg, die mich
feinsäuberlich zurückdrängen.
"Sein dummes Geseire kann mich nicht, haltet mir die Maschinengewehre vom
Hals und ich werde mich um den Prediger kümmern." Erkläre ich
ganz großspurig. Fest davon überzeugt. Stark bin ich. Oh ja. Gott
kennt Gnade. Rambo nicht.
Wir treffen auf den Rest. Immer wieder fallen Schüsse. Ich zucke nicht
mal.
Ihr macht mir keine Angst.
IHR nicht!
Als die Stimme, Katinkas stimme...n... in uns anschwellen...
(Ich bin Malekin.
Ich BIN Malekin.
ICH bin Malekin.)
Malekin...gibt es kein Halten mehr. Auch Josepha und Georg halten weder sich,
noch mich zurück und wir stürmen rein. Diesem Ruf folgend. Der Weg
bis zu dem Raum in dem sie gefangen gehalten und gefoltert wird, ist bereits
freigekämpft. Ich steure direkt darauf zu und stoppe abrupt, als sich die
Tür öffnet und eine Salve mächtig beschleunigtes Metall neben
mir in die Wand schlägt. Mein Herzschlag sackt ins Bodenlose und ich erkenne
meine Sterblichkeit. So bewusst wie in diesem Moment war ich mir noch nie. Ein
kleines Husten und mein Leben ist hinweg. Sterbliche nennen sie mich. Was bin
ich bereit zu zahlen? Ich habe Angst. Angst um mein jämmerliches Leben.
Keine 5 Meter von mir entfernt, mein Ziel. Alles was ich will, aber meine Furcht
lähmt mich und lässt mich zurück weichen. Erbärmlich. So
erbärmlich. Ich bin schuld und wage es nicht an ihrer Rettung Teil zu haben.
Und als wolle sie mich dafür strafen, höre ich ihre Schreie. Nicht
nur die in meinem Kopf, sonder auch die Laute des Leidens. Sie wird sterben
und diesmal bin ich diejenige, die es zulässt. Herr Gott Vater im Himmel.
Wie konntest du mich glauben lassen, ich wäre etwas wert? Wenn ich nicht
einmal bereit bin für SIE durchs Feuer zu gehen. Würde sie mir WIRKLICH
etwas bedeutet, dürfte ich keine Sekunde zögern. Oder?