Aber ich kann ihre Wünsche nicht lesen. Verstehe ihre Sprache nicht.
Ob es hilft, wenn ich ihnen in die Augen sehe? Ob sie dann zu mir reden? Ob wir ihnen DANN helfen können? Ob sie uns vielleicht helfen können?
Aber der Schneemann muss sie drapiert haben. Vielleicht ist es eine Falle. Doch dieses Leid kann nicht gespielt sein und ganz tief in meinem Herzen erwacht das Bedürfnis ihnen zu helfen. Und... die Erkenntnis wie... ich ihnen helfen könnte.
Natürlich. So klar. Ich bin zu schwach. Alleine bin ich zu schwach. Aber wir sind sieben... sieben vom Blut... das wie meines ist.
Welche Macht muss in unserem Blute liegen... Tiberius' Worte. Und jetzt verstehe ich, warum wir so viele sind. Wir müssen uns verbinden!
Dann haben wir die Kraft... dann haben wir die Macht.
Wir müssen voneinander trinken. Uns gegenseitig stärken.
Natürlich. Es ist so einfach. Ich erzähle es. Einem nach dem anderen... und... wie soll es anders sein. Sie... verstehen mich.
Nur meine Mutter, sagt diese Worte:
"Aber das ist doch Vaulderie!"
Na und??????? Wir gehören zusammen. Das ist anders. Versteht sie denn nicht?
Und während sie diskutieren, und irgendjemand einen Kelch sucht... gehe ich ein paar Schritte beiseite.
Vaulderie... egal... aber etwas anderes lässt mich zweifeln.
Ich höre meiner Mutter Stimme. Ein Malekin trinkt nur Malekin. Als sie mich schimpfte, wegen Thomasso. Und plötzlich bin ich mir unsicher. Kann es richtig sein? Soviel fremdes Blut in meinem? In unserem? Sie sind nur... wie... nicht von unserem Blut.
Schon will ich zu Katinka gehen und ihr sagen, dass sie Recht hat und ich Unrecht. Dass diese Idee schlecht ist. Falsch.
Aber ihr Blick trifft meinen. Sie zweifelt nicht mehr. Und dass sie nicht mehr zweifelt... lässt mich sicher sein... es ist gut was wir tun.
Habe diesen Kelch in der Hand und ergreife ihr Handgelenk. Noch während sie erklärt, dass es unsere einzige Möglichkeit ist um an den Schlüssel zu kommen... Durchdringe ich ihre Haut und ihr süßes Inneres quillt hervor, um von mir aufgefangen zu werden. Sie tut es mir gleich und wir fließen in den Kelch. Dann Georges? Josefa?? Ein jeder gibt seinen Teil.
Ein jeder hier im Raum.
Irgendwie ist alles durcheinander und ich habe das Gefühl, ich befände mich auf einer satanistischen-super-sex-Orgie. Unerlaubte aufregende Dinge. Der Geruch der in der Luft liegt, lässt mich mein Denken verlieren. So viel zu versuchen. So viel zu erleben... zu schmecken.
Dann trinken wir voneinander. Sieben mal.
Verbundenheit!
  Und jetzt verstehen wir. Jetzt sprechen sie zu uns, die Toten. Kommen auf uns zu. Betteln.
Ein Tropfen Blut nur. Für jeden von ihnen ein Tropfen Blut.
Aber ich weigere mich.
Erst den Schlüssel.
Ich werde nichts von mir geben, bevor sie mir nicht den Schlüssel gegeben haben. Reine Panik spricht aus mir, denn ich habe das Gefühl, dass etwas schief läuft.
Obwohl wir so viele sind, obwohl wir uns verbunden haben. Bin ich allein.
Vage bekomme ich mit. Dass wir schon tun. Dass sie alle schon geben...und mehr. Ich wage nicht hinzusehen. Dann steht dieser... Mann? Vor mir. Diese Leiche. Diese verdammte E-Diät Leiche.
"Nur ein Tropfen. Nur ein Tropfen!" Seine Stimme schmeichelt mir. Will mich locken.
Aber keiner der anderen hat geantwortet, nachdem sie bekamen, was sie wollten.
"Erst den Schlüssel!" Es tut MIR weh, sein Flehen abzuweisen. In meinem Kopf herrscht ein Irrsinn... Chaos... ich kenn und seh nichts und halt mich nur an diesen Gedanken.
Erst den Schlüssel. Erst den Schlüssel. Erst den Schlüssel.
Doch sein Leid ist so groß... sein Bitten... trifft mich... vergiftet mich. Ich will, dass das aufhört. Ich kann es nicht mehr ertragen. So beiße ich auf meinen Finger und male seine Lippen rot.
Dann verändert er sich.
Die Schrift auf seiner Stirn verschwindet... seine Kehle war niemals aufgeschlitzt... er scheint... fast adrett... fast nett... so lebendig... so wahnsinnig lebendig... und fast glücklich.
Schon will ich lachen, mich freuen... zufrieden, dass ich ihm helfen konnte. Ihn erlösen. Egal der Schlüssel. Endlich Ruhe.
"Und jetzt....." Sagt er leise. "... Bring es zu Ende!" Dann legt er seinen Kopf beiseite... und seinen Hals frei. In einer absurden fast zärtlich wirkenden Geste.
Und ich schwöre bei allem was mir heilig ist. Noch niemals... NIEMALS... wollte ich weniger von einem Menschen trinken, als in diesem Moment.
Nein.
"Das tu ich nicht!", ist alles was ich sage. Dann wende ich mich ab... setze mich auf die nächste Bank, verstecke meinen Kopf zwischen meinen Händen und wiege mich sanft hin und her.
Ich tu das nicht. Ich tu das nicht. Ich tu das nicht... immer wieder... nur für mich... wie ein Mantra. DAS tu ich nicht. Niemals. Ich werde ihn nicht töten.
Entlassung
Aufnahme