Würde der schlimmste Fall eintreten... wäre Katinka in Gefahr... alle... die ich... in mein Herz geschlossen habe. Wenn du den Tod im Herzen hast, dann ist für nichts lebendes mehr Platz. Und... Susan wäre tot... Erführe sie nur ein Wort von meinen Lippen... Wäre sie tot. Sehr viel toter, als ich bald sein werde. Und vielleicht ist sie schon zu lange hier.
" Du musst gehen!" Ich erhebe mich. Mein Gesicht wirkt verschlossen. Wie war das? Manchmal muss man jenen, die einen lieben, weh tun, um sie zu schützen? "Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Klar?" Es beunruhigt mich, wie leicht mir diese Worte über die Lippen gehen. Kalt, hart. Fast wie Schlayer. Einfach logisch. Emotionslos. Sie sind nicht gelogen. Es ist besser, für mich, für sie... und überhaupt. Diese Welt... so wie sie war... Ich will sie nicht mehr.
Ihre Mimik versteinert. Dann erhebt sie sich wortlos und geht. Ich höre die Türe hinter ihr, wie sie ins Schloss fällt.
RUMS.
Vorbei.

17.10.2002
Donnerstag Nacht.
Etwas um 24:00 rum.
Das Doom, im Kunstpark Ost.
Warum bin ich hier? Gehe normalerweise nicht hier her. Katinka hat mir erzählt, dass sie früher wohl mal hier war. Öfters Sogar.
Bin ich deswegen in diesen Laden gefahren?
Der Raum ist groß, relativ dunkel... Sie spielen alte Heavy Metal Schinken, etwas gruftig da und dort. Eigentlich ganz nett. Es sind nicht all zu viele Leute hier. Ist halt doch unter der Woche. Mir ist das ganz recht. Mehr Platz zum tanzen.
Daheim halte ich es kaum aus. Meine Gedanken sind so wechselhaft. Es macht mich wirklich verrückt. Ich brauch professionelle Hilfe glaub ich. Ärzte haben Schweigepflicht, oder?
Ich kichere.
Selbsthilfegruppe für Menschen mit sonderbarer Wahrnehmung.
Heute: " Hilfe mein Vampir beisst!"
Wenns sie's nur endlich täte. Ein Zwischending. Ich bin ein Zwischending. Kein Mensch, kein Tier. Mein tägliches Leben...das "echte" kommt mir vor wie ein Traum. Ich kaufe nachts an Tankstellen ein, was ich zum Essen brauche. Gehe zu Bett, wenn die Sonne aufgeht und wasche die Toten, wenn sie untergegangen ist.

Meine Freundin habe ich von mir gewiesen. Und das schlimme ist, es sticht bei weitem nicht so viel, wie der Gedanke daran, was Katinka wohl gerade tut. Abhängigkeit hat viele Namen. Aber, alles was man tut, tut man freiwillig - ob man will oder nicht. Ich hätte - immernoch?- die Option zu verschwinden. Sie ahnen es alle nicht (nein?), aber es gibt jemand, der mir helfen würde...und ich glaube fast...könnte. Doch, allein die Vorstellung nicht bei ihr zu sein, lässt mich nicht ernsthaft darüber nachdenken. All die seltsamen Umstände, die Grausamkeit, die in mein Leben getreten ist, verblassen, wenn sie lächelt. Auch Glück hat viele Namen.
Obwohl mir Thomasso am Herzen liegt, obwohl ich die Rache der Giovannis durchaus fürchte... Nichts...Nichts schreckt mich so, wie der Gedanke, mich nicht mit ihr zu verbinden. Bin ich krank?
Es ist schwer, vernünftig nachzudenken, wenn sich ständig Gedanken aufdrängen.(Malekin) Oder Bilder. (Ihr entstelltes Gesicht) Oder Gefühle. (Angst) In manchen Momenten fühle ich mich, so wie es sein sollte. Betrachte alles von einem vernünftigen Standpunkt. Realistisch. Unemotional. Wie war das? Lass dich nicht von Emotionen leiten? Dass ich nicht lache.
Seit sie in mein Leben getreten sind, hab ich mehr gefühlt als in den 20 Jahren davor. Echter. Besser? Schrecklicher. Aber, ich kann diese Situation betrachten und sagen... Es ist gut so. Es ist das, was du willst. Es ist dein Schicksal. Und was noch wichtiger ist - es ist ehrlich. Für mich ist es ehrlich.
Aber diese Sicherheit wird immer weniger. In den letzten Wochen hat sie stetig abgenommen. Die Achterbahnfahrt wird immer wilder. Ich steige nur selten und leicht auf, nur um noch tiefer und schneller zu fallen. Dann sind meine Gedanken wirr. Wahnsinn in meinem Kopf. Getrennt von meinem Körper, erlebe ich Dinge, die ein Mensch eigentlich nicht ertragen kann. Und trotzdem atme ich. Und trotzdem lebe ich. Und - das völlig bescheuerte daran ist. Auch dieser Zustand gehört zu mir. Wenn es - mir gut geht - fürchte ich es. Wenn es zu tickern anfängt. Die Ordnung in meinem Kopf verschwindet. Geraden zu Kreisen und Wellen werden, die sich drehen und mich aufsaugen. Doch es ist ein seltsames Gefühl von Macht anbei. Oder.. Wissen? Wissen ist Macht - merk dir das. Eine seltsame Befriedigung , durch das Chaos zu wandeln, keine Kontrolle zu haben, mit zu fließen...alles fließt... Aber nicht zu fallen.
Aufnahme

Entlassung