Doch was wird dann aus Anna? Aus welchem Himmel wird es Sterntaler für dieses arme Waisenmädchen regnen?
Der Abt begrüßt Malekin. Auf seine Weise. Der Schmerz wird stärker und ich gehe in die Knie. Ziehe Anna mit mir nach unten, als könnte ich sie vor ihm verstecken.
Aber das ist falsch. Ich muss sie uns doch vorstellen.
We'll see...
Der Abt wendet seine Aufmerksamkeit von Malekin ab - mehr Schmerz, wenn auch anderer Natur - und begrüßt die anderen Anwesenden. Keineswegs mit Wohlwollen. Vor allem der Brujah passt nicht in das Muster des Abends. Doch es ist zu spät, keiner wird diesen Raum jetzt noch verlassen können, bis... das Muster zerbrochen ist.
Der Abt zieht ein Schriftstück aus der Tasche seiner dunklen Robe. Geschwungene schwarze Handschrift auf rotem Papier. Wer verkauft da wessen Seele dem Teufel? Und mit wessen Blut wurde unterzeichnet? [Du und ich und ich und du...]
Ist es wahr, was dort steht? verlangt er zu wissen und wirft Malekin den Brief vor die Füße. Er zögert, bevor er ihn aufhebt. Wie oft haben die Geschenke, die ihm sein Sire hinwarf, zurückgebissen, wenn er versucht hat, sie an sich zu nehmen?
Malekin kennt den Inhalt des Briefes nicht.
Der Abt fordert ihn auf, ihn vorzulesen. Die Sanftheit seiner Stimme macht mich schaudern. Ich erinnere mich an jene Nacht, als Malekin mit Malfeis das Elysium bewachte. Als die junge Münchner Domäne gegen den Sabbath kämpfte. Als Faeselius bei mir in mir war um mich zu schützen, zu sehen, was die Erste tut, wenn sie auf sich allein gestellt ist dem Töten zuzusehen. Erschrocken schüttle ich den Gedanken ab. Wie kann er es nicht wissen? Er war dort, er hat es durch meine Augen gesehen! Nur einer in jeder Generation.
Malekin liest vor, und das Papier zittert nicht in seiner Hand, obwohl er immer noch zusammengekrümmt vor Schmerzen auf dem Boden kniet. Was er liest, klingt wie die lächerlichen Anschuldigungen eines missgünstigen Nachbarn, wie die haltlose Verleumdung eines böswilligen Neiders, wie der Brief der verlassenen Geliebten an die Ehefrau.
Er kann unmöglich glauben, dass das wahr ist. Niemals könnten wir Anna zu einer der unseren machen, ohne dass Malekin es wüßte. Wie kann er denken, dass wir so etwas unsinniges planen würden? Und warum sollten wir es vor ihm verheimlichen?
Malekin würde das wissen.
Faeselius weiss es nicht?
Oder will er es nicht wissen? Will er nur einen Vorwand, Malekin zu schlagen, ihn zu Boden zu werfen und in seinem unserem Kopf die Tortur auferstehen zu lassen, die nur zu deinem Besten Malekin so vertraut so lieb ist, die seine Muskeln dazu bringt, seine eigenen Knochen zu brechen, die alle Flüssigkeit in seinem Körper zum Kochen bringt, die ihn so gnädig immer und immer wieder um den Verstand bringt.
Die ihn dazu bringt, nur noch zu sagen, was der Abt hören will. Nicht leugnen, nicht gestehen. Zeit schinden? Bis Rettung kommt? Der Abt tritt zur Seite, und ich kann Malekins Augen sehen. Sehe FURCHT in seinen Augen. Und schreie auf vor Qual. Nein! Tu ihm uns das nicht an! Wir sind doch Malekin. [Du und ich und ich und du...?]
Der Abt braucht keine Vorwände. Vielleicht ist er nur hier, um seiner Kunst eine neue Dimension hinzuzufügen. Indirekte Folter. Folter hoch zwei? Er quält Malekin und quält mich damit und quält uns beide damit, uns dazu zu bringen, uns zu quälen.
Malekin wendet mir seinen gequälten Blick zu. "Ist das wahr?", wiederholt er die Frage des Abtes. "Wolltest du mich hintergehen? Wie kannst du...?"
Nein! Zweifle nicht an mir, Vater! Ich habe Malekin meinen Engel nicht verraten. Ich trage die Spuren meiner Treue noch im Gesicht im Herzen. Zweifle nicht an mir. Ich bin Malekin.
Als der Abt ihm den Rücken kehrt, sehe ich in Malekins Augen, dass er mir glaubt. Nicht zweifeln kann. Doch Faeselius kann zweifeln. Was ist hier falsch? [Du und ich und ich und... wer?]
Der Abt wendet sich mir zu. Stellt mir die selbe Frage. Genießt die Angst in meiner Stimme, als ich beteuere, nichts unrechtes getan zu haben. Egal ob ich meine Sünden beichte oder ob ich sie verleugne, egal ob mein Gewissen nach den Geboten Gottes oder nach den Regeln der Camarilla rein ist, es endet in Folter und... Tod? Toth?
Er will Anna sehen.
Beginnt er, uns zu glauben? War das nur eine Farce, damit er seinen Spass mit uns haben konnte? Oder will er ihr etwas antun?
Das Kind muss dem Ahnen vorgestellt werden. Sanft aber bestimmt schiebe ich Anna zu ihm hin.
Aufnahme

Entlassung