Eroberer, die den Bewohnern
das wenige, was sie besaßen nahmen und sie versklavten. Eroberer, die
sich selbst in die versteckten Höhlen in den Bergen wagten, die zu betreten
sich keiner der Bewohner jemals erdreistet hatte. Doch während Seeräuber,
Türken und Griechen entweder bald das Interesse verloren oder von der
jeweils nachfolgenden Eroberungswelle vertrieben wurden, waren die Venezianer
anders. Sie bauten Befestigungen und setzten sich in allen Häfen fest.
Sie machten Pharos zu ihrer Hauptstadt jenseits des Meeres. Und sie brachten
andere Kainiten auf die Insel. Das konnte Malekin nicht zulassen. Als die
Bevölkerung genug gelitten hatte, und Annas Vorfahr bereit war, sich
für sie zu opfern, als er das Monster in der Höhle aufsuchte, verriet
ihm Malekin nur zu bereitwillig, wie man die Besatzer loswerden konnte. Und
als es zum Aufstand kam, und treue Diener ihre Herren zu schützen glaubten,
indem sie sie weit aufs Meer hinaus brachten, wurden die Eroberer zu Leuchtfeuern
der Freiheit, die auf den Wellen tanzten. Keine Freiheit für die Bevölkerung,
wohlgemerkt, denn der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, und den Leuchtfeuern
auf dem Wasser setzten die Venezianer einen Wald aus Galgen auf den kahlen
Hängen der Küste entgegen. Aber das erzähle ich Anna nicht.
Immerhin versteht sie Kantners Worte jetzt besser.
'Du bist unsere Königshochzeit', sage ich ihr. Und beschließe,
so ehrlich zu sein, wie es mir nur möglich ist.
'Die Malekins können keine Kinder mehr schaffen. Sie nennen mich die
Erste, doch in Wirklichkeit bin ich die letzte. Du wirst nicht unser Kind
werden. Malekin und Thomas sind einen Handel eingegangen. Sie wollen das Schicksal
entscheiden lassen. Wessen Kind du sein wirst, wird keiner von uns bestimmen.'
Ich sehe, daß ihr das nicht gefällt.
'Ich glaube nicht an Schicksal. Ich glaube nur an das, was man tut.'
Dann stirb.
'Ich weiß. Und das ist wichtig. Aber trotzdem, ob wir daran glauben
oder nicht, tut das Schicksal manchmal Dinge mit uns. Auch ich hatte keine
Wahl. Malekin hätte mir die Wahl gelassen, doch ich hätte nicht
anders wählen können. Selbst wenn ich nicht dem Tode nahe gewesen
wäre, hätte ich nicht anders wählen können. Und es ist
gut so.'